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„Es gibt kein Schicksal!“ – Meine Überzeugung an jedem Grab

Zu Allerheiligen* ist auf den Friedhöfen besonders viel los. Es werden die Gräber nicht nur gerne zu diesem Zeitpunkt gepflegt. Beim „Schönmachen“ und spätestens beim Innehalten in Ruhe am Grab wird über das Leben und den Tod des Menschen in genau diesem Grab nachgedacht.

Ob der Allerheiligentag* nicht doch besser in den Frühling passen würde, wenn die Welt eben nicht trist, trüb und düster daherkommt, sondern hell und lebendig grün?!

„Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.“ (Oscar Wilde)

Für das gute Ende nach dem Tod, also der allerletzten Gelegenheit, sorgt Gott. Bei ihm gibt´s ein neues Leben, wo es allein Gutes gibt. Er hat niemanden „zu sich heimgerufen“ in dem Sinne, dass er über Leben und Tod entscheidet. Das Leben entscheidet über unseren Tod. Sind wir gestorben, hat Gott nichts Eiligeres zu tun, als uns „heim“ zu holen. Nur so.

Ich könnte an keinen Gott glauben, der mir Menschen nimmt. Und Erklärungen wie: „Das ist Gottes Wille – wir verstehen es vielleicht nicht.“ „Gott wird wissen, wofür es gut war.“ Ich habe in meinem früheren Gemeindedienst viele Beerdigungen durchgeführt. Hin und wieder wurde von den Trauernden etwas Ähnliches gesagt. Es war nicht immer leicht, mein Gottesverständnis anzubieten und manchmal musste ich auch darauf verzichten.

Es wird für mich nie „gut“ sein, dass mein Zwillingsbruder vor drei Jahren gestorben ist!                Es hilft nicht immer in dem Ausmaß, wie ich es mir wünschte, dass er nun kein Leid mehr zu ertragen hat, sondern -im totalen Gegenteil- totales Glück gefunden hat. Und wenn du auf deine Verstorbenen, deine Gräber schaust, wird es auch für dich -weniger oder mehr- eine Aufgabe sein, dieses Ende mit etwas Gutem zu verbinden. Oder? Und das betrifft grundsätzlich jeden Tod, auch den einer Hundertjährigen. Dem Tod FOLGT etwas Gutes. Der Tod selbst bleibt SCHLECHT.

Dass alles im Leben wieder gut wird nach dem Verlust von Menschen, bleibt dann die Aufgabe von uns Lebenden. Und es wird nicht mehr so wie vorher.

Schau also beim Besuch deiner Gräber nicht nur auf das Grab selbst, sondern -im Bild gesprochen- ebenso neben oder hinter dich. Wer steht da? Wer könnte da stehen? Hol´ tief Luft, sprich über die Toten und übers Leben. Das hilft mir.

Und stell´ dir vor, es sei Frühling.

*Allerseelentag