Darüber haben wir uns unter Kolleg*innen vor Jahren fast einen Tag lang „die Köpfe heiß geredet“. Im Raum stand die unausgesprochene Vermutung, dass manche Tätigkeiten von uns Seelsorger*innen nicht seelsorglich sind und ggf. auch nicht so wichtig. Das hat berechtigt für Missstimmung gesorgt, so dass wir versucht haben, Seelsorge für unsere damaliges Pastoralteam einmal zu definieren. Wir haben uns echt bemüht und unser sonst sehr gutes Arbeitsverhältnis wurde auf eine sehr harte Probe gestellt. Wirklich!

War die Arbeit im Kirchenvorstand wirklich genauso wichtig wie die im Pfarrgemeinderat, der Krankenbesuch genauso wichtig der Geburtstagsbesuch, …? Immer deutlicher fiel auf, was ein Kollege bzw. eine Kollegin nicht tat bzw. nicht so wie man selbst tat. Wir hätten uns vermutlich regelrecht „verbissen“, wenn uns nicht unsere damaliger Teamberater aufgefordert hätte:
„So jetzt sucht ihr euch jeder einen Partner und sagt ihm oder ihr, was er besonders in der eigenen Arbeit in der Seelsorge kann. Ihr überlegt kurz und teil es euch gegenseitig nur mit. Nicht diskutieren!“

Das war eine der besten Musterunterbrechungen, die ich je erlebt habe. Wir haben uns alle darauf eingelassen, denn wir hatten eine wirklich kollegiale Beziehung untereinander, die uns auch wieder geholfen hat. Nachdem wir das gemacht hatten, war vieles wieder besser.

Wir haben auf die Definition für uns verzichtet.

Für uns war (wieder) klar geworden, dass wir alle seelsorglich arbeiten. Mal direkt und sichtbar, mal indirekt und unsichtbar.

Eine Festlegung auf eine einzige, exklusive Beschreibung von Seelsorge war für uns nicht hilfreich. Und die Festlegung auf eine einzige Wahrheit ist es wohl auch nicht. Das ist kein Mangel, sondern das ist ein Reichtum!

Hier wäre etwas exklusiv geworden, was nicht exklusiv sein darf.

Was gibt es sonst wohl „Exklusives“ in unserer Kirche oder Gesellschaft? Ein Blick auf Exklusivität in unserer Kirche und ebenso in unserer Gesellschaft fällt doch eher enttäuschend aus, oder?!! Und was alles an Exklusiven gibt es in unserem Kolpingwerk?!

Treu Kolping!