„Das war voll anstrengend!“, sagt Meike, nachdem sie mit Mühe ihren Brotteig so lange geknetet hatte, bis er endlich wohlgeformt ins Gärkörbchen durfte – die Bäckersfrau des Wallenthaler Hofes war da sehr gewissenhaft.
Brotbacken stand an diesem Samstag für alle Beteiligten des „Generationen-Wochenendes“ auf dem Programm innerhalb des LVR-Freilichtmuseums in Kommern. Mit dazu gehörte auch das Holzsammeln im Wald mit dem als historisch zu bezeichnenden Holzkarren und das anschließende Spülen der alten Emaille-Schüsseln – und natürlich so manche Anekdote aus dem Leben der Eifeler Bauersleute im 17. und 18. Jahrhundert.
Angefangen hatte das Wochenende am Freitag mit der Ankunft in der wunderschön gelegenen Jugendherberge Nideggen, von deren Dachterrasse – genannt „Eifel-Blick“ – sich dem Besucher ein beeindruckendes Panorama mit der altehrwürdigen Burg vor einem malerischen Sonnenuntergang präsentierte. Doch nicht jeder nahm die 88 Stufen dafür in Kauf, schließlich reichte das Alter der Beteiligten von 6 bis 81 Jahren – drei Generationen zusammen. So begnügte sich mancher mit einem kurzen Rundgang zu den Buntsandsteinfelsen im nahegelegenen Wald, die von einigen Kindern zunächst beklettert und zum Ende des Wochenendes als das eigentliche Highlight desselben beschrieben wurden. In jedem Fall ein guter Start in eine kurze Auszeit vom Alltag, die am späteren Abend entweder auf dem Fußballplatz oder in gemütlicher Runde bei einem kühlen Getränk im Garten ausklang.
Wohlgestärkt vom Frühstücksbuffet des nächsten Morgens genossen die fünf Großfamilien die kurvenreiche Fahrt durch gelbblühende Rapsfelder zum schon besagten Freilichtmuseum, das auf einem weitläufigen Gelände 77 historische Gebäude aus 500 Jahren ausstellt. In so manchem waren die Rückstände des großen Herdfeuers nicht nur an den Wänden zu sehen, sondern noch immer zu riechen, als wären die Flammen erst kürzlich erloschen. Ein eindrücklicher Beleg dafür, dass in diesen Häusern – man kann es sich heute kaum vorstellen – tatsächlich Generationen von Menschen gelebt haben. Die selbst gekneteten Brote übrigens, allesamt in einem Rutsch im großen Steinofen des Wallenthaler Hofes gebacken, waren übrigens selbstredend allesamt wohlgeraten und durften von den Bäckerlehrlingen warm und duftend mit nach Hause genommen werden. Fürs erste musste ein kleines Stück mitgebackenen Brötchens zum Probieren ausreichen. Ein hart erarbeiteter Festschmaus (wobei sich der ein oder andere indes geärgert haben dürfte, zum Lunchpaket nicht noch ein kleines Päckchen Butter oder gar Schokoladencreme eingepackt zu haben).
Eine letzte Pause auf dem Spielplatz am Eingang – und zurück gings zur Herberge, die bereits mit dem warmen Abendessen wartete. Diesmal klang der Abend beim gemeinsamen Spiel im Gruppenraum aus und es hieß, dass Mensch-ärgere-dich-nicht noch nie so viel Spaß gemacht habe wie an jenem Abend.
Der nächste – und zugleich auch schon wieder letzte – Tag begann mit dem Ausräumen der Unterkunft, bevor ein kurzes Innehalten im Gruppenraum die Freude über die gemeinsame Zeit thematisierte. Martina Bökels, die das Programm des Wochenendes erdacht und geplant hatte, rief allen ins Gedächtnis, dass das Erleben der großen Familie keine Selbstverständlichkeit ist. Mit der Kolping-Kerze, die sie dazu entzündete, brachte sie die Dankbarkeit zum Ausdruck, dass letztlich der Priester Adolph Kolping im 19. Jahrhundert auch den Grundstein für diese Fahrt gelegt hat.
Doch dann ging es noch einmal los: Der Wilde Kermeter – ein Waldgebiet oberhalb des Rursees war Ziel des heutigen Morgens. Als die Reisenden dort ankamen, wies ein großes Schild jedoch auf eine Baustelle hin. Bauherr: die Natur – Fertigstellung in 250 Jahren. Man begnügte sich mit der Begehung der Baustelle: Auf einem wahren Naturerlebnispfad erwartete die Wanderer Lehrreiches wie Beeindruckendes aus der Natur – aus Holz nachgebildete Pilze zum Fühlen und Bestaunen, netzartige Nistgänge diverser Insekten, umgestürzte Bäume zum Erklettern und Besteigen – und am Ende Nachdenkliches: Historische und aktuelle Zitate zum Thema Wald, die dazu anregten, über die eigene Position nachzudenken. Wie viel Eingriff in die Natur ist erlaubt?
Gegen Mittag war der Rundweg beendet und nicht zufällig kam man an einem Rastplatz aus, der dazu einlud, zu verschnaufen und die mitgebrachten Lunchpakete gemeinsam zu verzehren, das Wochenende noch einmal Revue passieren zu lassen und sich ein Wiedersehen zu versprechen. Und erst nach und nach fuhren die Familien dann wieder gen Heimat. Danke für diese gemeinsame Zeit!