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„Bei Kolping ist doch immer am Tisch einer der Stühle frei für jemand, der noch kommt!“

So hat eine Referentin einen Freund von ihr zitiert, der auf ihre Frage geantwortet hat: „Ich muss demnächst zu Kolping. Was weißt du von Kolping?“
Tolle Antwort! Grandioses Bild! Ein wunderschönes Ideal!
Keiner von uns im Bundeshauptausschuss des Kolpingwerkes hat widersprochen, obwohl es auch darum ging, dass bei Kolping immer mehr Stühle frei werden und bleiben. An dieses Ideal will man aber auch glauben! Gut so, denn diese traumhaft schöne Vorstellung nimmt uns in die Pflicht, damit wir es auch wahr werden lassen.

Mir ist bewusst, dass „jeder Vergleich hinkt“, aber er soll auch taugen! Also:
Wie offen sind wir im Kolpingwerk, in den Kolpingsfamilien, in den Einrichtungen des Kolpingwerkes? Schaffen wir immer den nötigen Freiraum, der grundsätzlich offen ist für andere oder sind wir doch ein exklusiver Club? Nicht nur freier Platz, sondern auch so schön, dass sich jemand auch wirklich setzen mag?!

Bei Kolping kann jeder mitmachen, die oder der unsere Leitsätze bejaht. Es sind 98 Leitsätze*, die wir im letzten Jahr frisch beschlossen haben. ZUSAMMEN SIND WIR KOLPING mit allen, die dahinterstehen. Wir haben am letzten Wochenende im Bundeshauptausschuss des Kolpingwerkes festgestellt, dass z.B. rechtsextreme Positionen mit unseren Leitsätzen unvereinbar sind. Menschen mit derlei Überzeugungen finden und erhalten bei uns keinen Platz.  –
Freie Stühle gab es an diesem großen Kolpingwochenende in Osnabrück unter den vielen Delegierten immer wieder neu, denn es war recht leicht, sich stets neuen Leuten zuzuwenden und sie kennenzulernen. Und einige nutzten diese Gelegenheit ganz bewusst. Und so entstand -auch in meinem Erleben- ein großes Ganzes! Nicht, indem man sich einigelt, eine „Wagenburg“ errichtet, sondern dem anderen signalisiert: „Es braucht jetzt hier bei uns dich, damit wir das `große Ganze` spüren können.“ In der Arbeitsgruppe oder am Stehtisch abends. Wirklich!

Wenn ich früher bei meinem Freund*innen an die Tür kam und eingeladen wurde „Komm ´rein, nimm Platz!“ habe ich das je nach Familie unterschiedlich gern gemacht. Da gab es Unterschiede! Das zu beschreiben ist nicht leicht. Ein langjähriger Freund sagte einmal zu mir, dass er sich immer gefreut hat, von unserer Mutter zum Abendessen eingeladen zu werden. „Bei euch war´s schön!“ (Das Bild zeigt unsere alte Küche – klein, mit ausziehbarem Tisch!)

Und kirchenpolitisch betrachtet gibt es in unserer katholischen Kirche auch noch „Tische“ (Leitung, Altar…) da dürfen selbst auf offenbar freien Stühlen immer noch keine Frauen, keine Laien Platz nehmen. Wo sind da „Könner*innen“, die sagen: „Sei dabei, dieser Platz ist für dich!“ Und es nimmt jemand Platz, ohne auch nur einen einzigen Zweifel haben zu müssen, willkommen zu sein.

Du wirst solche Familien auch hoffentlich kennengelernt haben sie dafür noch heute lieben.
Vielleicht ist es deine (Kolpings-) Familie?

Treu Kolping!

[*- 98 Leitsätze des Kolpingwerkes Deutschland. Vorsicht! Sind 98! Aber 98 gute! :
https://www.kolping.de/fileadmin/user_upload/Verband/Leitbild/Broschuere_Leitbild_Zusammen_sind_wir_Kolping.pdf ]