Jetzt mal ehrlich: Wenn du an Zweifel denkst, kommt dir zuerst Positives oder Negatives in den Sinn? Ich befürchte, dass allgemein der Zweifel nicht sehr beliebt scheint. Zu schön ist es, wenn jemand weiß, wo es lang zu gehen hat. Zuversicht und Sicherheit ausstrahlen, wird geliebt.
Und natürlich meine ich nicht das Verzweifeln. Und auch nicht den ewigen Zweifel, der sich nicht in eine Entscheidung wandeln kann. Das ist, wenn der Pessimismus überhandnimmt und keinen Platz lässt für die Hoffnung oder die Ahnung vom Besseren.
Die Evangelien an den Sonntagen nach Ostern in den katholischen Gottesdiensten erzählen u.a. vom wohl berühmtesten Zweifler, dem Apostel Thomas. Aber auch die anderen Jünger brauchten mehrere Male, dass ihnen der auferstandene Jesus erscheint, bis dann quasi an Pfingsten alles viel klarer ist und losgeht.
Dabei ist Zweifel wie ein gründliches Nachdenken, ein Vergewissern. Also bedeutend!
„Ich zweifle gerade, ob wir das richtige Tun!“ Das sagte meine Schwester zu mir und ich kann mich noch haargenau an den Ort und die Räumlichkeiten, an das Datum, das Wetter und den Anlass sowieso erinnern. Unser Bruder war verstorben und wir beide wollten ihn in der Leichenhalle nicht mehr sehen, weil wir unsere lebendigen Erinnerungen an ihn auf gar keinen Fall trüben wollten. Uns trennte nur eine Tür von unserem Bruder.
Meine Schwester hat ihren Zweifel nicht ´runtergeschluckt. Sie hat ihn mir anvertraut und ich war am Ende so unendlich froh, mich dann doch mit einer letzten Begegnung von meinem verstorbenen Bruder verabschiedet zu haben. Das war einer der besten Zweifel in meinem bisherigen Leben und ich hatte ihn mir nicht einmal selbst zugestanden. Gut, dass ich nicht allein war!
Und für mich passt es in die österliche Zeit, wenn wir als Christ*innen besonders an die Auferstehung glauben können und den dazugehörenden Tod zuvor eben auch akzeptieren müssen. Schreibt sich vielleicht hier so leicht, aber es bleibt doch eine Herausforderung, die gewiss mit Zweifeln und auch Hadern verbunden ist, oder?
Du hast hoffentlich auch so eine Schwester, einen Freund,…., die/der dir auch im Zweifeln vertraut. Dann kann es besser oder gar gut werden! Und du hoffentlich wieder fit für den nächsten Zweifel, die nächste Stärkung.
Bei mir hat dieses Zweifeln am Ende eindeutig vieles gestärkt und nicht geschwächt.
Und wenn ich nun hier meine Schwester grüße, ist das „zweifelsfrei“ in Ordnung, oder?!!
Treu Kolping