Und plötzlich ist alles anders…
Einen sehr persönlichen Text verfasste ein Kolpingmitglied vor einigen Wochen. Zum Totensonntag dürfen wir ihn ohne Namensnennung hier veröffentlichen:
„Ich bin da, wo du bist“ dieser Satz aus Exodus 3, 1 -11, ist das diesjährige Pilgermotto im Wallfahrtsort Kevelaer. Es ist nun eine Woche her, dass ich mich, gemeinsam mit unserer Kolpingsfamilie und der Pfarrgemeinde auf den Weg gemacht habe. Eine kleine Gruppe, aufgrund Coronas und der Witterungsbedingungen. Aber uns war es wichtig, sich auch in diesem Jahr auf den Weg zu machen. Gemeinsam haben wir gebetet, unsere Impulse gaben Hoffnungen auf die Verbundenheit zu Gott und das Versprechen „Ich bin da, wo du bist!“ Gott steht zu mir in jeder Situation. Aber er fordert mich auch, so wie damals auch Mose und Jesus am Ölberg.
Heute, genaue eine Woche später, sehe ich morgens einen Polizeiwagen bei unseren Nachbarn stehen. Natürlich machen wir uns Gedanken. Was ist wohl passiert? Nach einer Zeit schreiben wir unsere Nachbarn an. Die Antwort ist kurz – aber grausam „Der * hatte gerade einen Unfall. Er wird nie wiederkommen.“ Stille. Dunkelheit. Fassungslosigkeit. Wir kennen uns – schon immer. Ich habe mit meinem Nachbarn schon im Kinderwagen zusammengelegen. Wir haben ein gutes, ein freundschaftliches Verhältnis Zeit unseres Lebens. Mal enger, mal weiter. Aber immer da.
Und nun kommt der Sohn, gerade einmal 20 Jahre, nicht mehr zurück. Kein freundliches Winken morgens, wenn man sich auf dem Weg zur Arbeit sah, kein abendliches Bier auf der Bank. Einfach nicht mehr da.
„Ich bin da, wo du bist!“ Wo ist ER da? Wo war ER da? Die Hoffnungslosigkeit der Eltern ist über die Straße fühlbar. Sie wollen alleine sein. In ihrer Trauer – in ihrem Schmerz. Doch hoffe ich darauf, dass ER da ist, wo du – sie – wir sind. Doch, ich bin ehrlich, das ist im Moment schwer.