Vergangenen Freitag hatte ich ein Gespräch in meiner Bank: Der junge Mitarbeiter bemüht sich erfolgreich um eine angenehme Atmosphäre und das in einem Raum mit unechten Topfpflanzen und bilderlosen Wänden.
„Sind sie schon aus der Kirche ausgetreten?!“, werde ich gefragt. In diesem Moment bin ich gerade schwer mit meinem Emotionsmanagement beschäftigt, denn ich ärgere mich sehr. Verstehe ich doch dahinter die Überzeugung meines Gegenübers, dass ein Kirchenaustritt allein eine Sache der Zeit ist und eine Kirchenmitgliedschaft Geldverschwendung. Ich finde das sehr übergriffig, auch wenn es „an Kirche“ ohne Zweifel vieles zu verbessern gibt. Ich lasse meine Verärgerung sehr beherrscht, aber unvermindert raus: „Jetzt ist unser Gespräch gerade an einem Tiefpunkt. – Ich arbeite bei der Kirche. Das war nicht nett von Ihnen!“
Der Berater hatte damit überhaupt nicht gerechnet, entschuldigt sich schnell und ist jetzt seinerseits mit Emotionsmanagement beschäftigt. Und das wollte ich auch.
Wir beide haben die „Kurve gekriegt“, weil wir es beide wollten. In Ordnung.
In der Kirchlichen Organisationsberatung (Begleitung von Gremien u.s.w.) ist es eine sehr wichtige Aufgabe von mir, wenn ich als Außenstehender dazukomme, eben genau auch die Emotionen der Anwesenden wahrnehme und erkennbar machen.
Denn das Argument kann machtlos sein und die Sitzung „crasht“ wegen der schlechten Stimmung.
„Jetzt gehen wir das Ganze einmal sachlich an!“ Dieser Satz allein hilft nicht, wenn nicht zuvor die Gefühlswelt (an-)erkannt worden ist: „Ich sehe deinen Ärger, weil sich gerade für dich viel ändert …“
Darf man Gefühle managen?! Wird das nicht schnell manipulativ?! Dass das geschehen kann, sieht man derzeit bei den rechtsextremen Hetzereien.
Wir müssen mit Emotionen umgehen, auch wenn manche Menschen ihre Gefühle stark unterdrücken.
Emotionen können es besonders schön machen, sie können für guten Tiefgang sorgen. Sie können aber genauso „Angst und Schrecken“ verbreiten. Oder was passiert mit uns, wenn wir den aggressiven rechtsextremen Parolen begegnen?!
Für uns im Kolpingwerk und ebenso bei sehr vielen anderen Bürger*innen ist derzeit gesellschaftlich „auch ein Tiefpunkt erreicht“ und wir bringen das zum Ausdruck. Wir stellen uns den Emotionen und demonstrieren auch als kath. Sozialverband gegen den Rechtsextremismus u.a. in Mönchengladbach und wollen Wirkung erzielen für eine menschenfreundliche Demokratie!
Ganz sicher „Treu Kolping“!