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Machen wir das alte Spiel nicht mehr mit!

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Der Vorstand des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Aachen stellt sich hinter die deutliche Positionierung von Prof. Thomas Sternberg.

Vorstand Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen

Ein Kommentar des Vorsitzenden Dr. Karl Weber

Interview mit ZdK-Präsident Prof. Thomas Sternberg  von domradio

Die jüngst veröffentlichte Instruktion der vatikanischen Kleruskongregation zur Zukunft der Pfarreien schlägt hohe Wellen im katholischen Deutschland. Der Vorstand des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Aachen stellt sich hinter die deutliche Positionierung von Prof. Thomas Sternberg. Der Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken hatte das Papier und dessen Priesterbild als „abenteuerlich realitätsfern“ kritisiert. In einem Kommentar arbeitet Dr. Karl Weber, Vorsitzender des Aachener Diözesanrats, einige weitere  Linien im Umgang mit der Instruktion heraus.

„Der Vorgang als solcher überrascht mich nicht. Es ist das Jahrzehnte alte Muster der Obstruktion von Aufbrüchen katholischer Christ*innen in neue Zeiten: Arbeiterpriester in Frankreich, Befreiungstheolog*innen in Lateinamerika, der Streit um Schwangerenkonfliktberatung in Deutschland: Bedenkenträger, oft aus den eigenen Ortskirchen, und nachgeordnete vatikanische Behörden arbeiten Hand in Hand, wenn es darum geht, Aufbrüche zu verhindern. Das führt zur Wut und Empörung bei den sogenannten ‚Laien‘ (ebenfalls ein Wort aus einer überkommenen Ständegesellschaft des 19. Jahrhunderts) und zu einer maximalen Verunsicherung höherer Amtsträger: Können sie sich auf ihren Chef, auf ihren Kollegen verlassen? Die lang eingeübte Erfahrung sagt vielen von ihnen: Im Zweifelsfall eher nicht. Dann lieber wegducken, beredt schweigen oder Antworten auf nicht gestellte Fragen produzieren.

Allerdings spielen mittlerweile nicht mehr alle dieses Spiel mit. Die Frauen schon mal gar nicht. Aber auch unter den Männern im Amt brodelt es. Vor allem bei denen, die als Gemeindepriester im Alltag den institutionellen Reputationsverlust am eigenen Leib erfahren. Auch im Bistum Aachen.

Doch Empörung reicht nicht: Wir als sogenannte Laien müssen noch viel bewusster aus den fruchtlosen Kämpfen gegen realitätsferne Hierarchien aussteigen. Das heißt nicht Austritt, sondern eine Verlagerung auf Aktivitäten, die sinnvoller sind als der Kampf gegen Windmühlen.

Der Journalist Raoul Löbbert hatte letzte Woche noch vor der Instruktion in der ZEIT die derzeitige Gefühlslage so aufgeschrieben: ‚Es ist traurig, sehr traurig sogar. Denn der Katholizismus könnte anders sein. Freier. Mutiger. Besser zu sich selbst und zu anderen. ‚Warum macht ihr es einfach nicht?‘, frage ich deshalb gerne, wenn Amtsträger mir mal wieder mit der Leier kommen, dass sie ja gerne Frauen weihen und Homosexuelle segnen würden, aber leider, leider habe Rom ja entschieden. Denn mal ehrlich: Was könnte passieren, wenn ein, zwei, drei Amtsträger ihrem Glauben und Gewissen folgen würden, statt gehorsam zu sein?‘

‚Freier. Mutiger. Besser zu sich selbst und zu anderen‘: Das könnten auch Perspektiven für Christ*innen im Bistum Aachen sein. Dazu braucht es keine Instruktionen, sondern Sinnsucher*innen, die von den Erfahrungen des gelebten Christentums ausgehen, die Widersprüche und Gottesferne nicht wegbügeln, sondern selbstkritisch und aufmerksam ihren Weg gehen. Und Unterstützer*innen und Verbündete. Suchen wir sie!“

Link: https://dioezesanrat-aachen.de/aktuelles/nachrichten/a-blog/Machen-wir-das-alte-Spiel-nicht-mehr-mit/

Foto: Dr. Karl Weber, © Thomas Hohenschue