Für die Sonntage in den Ferien widme ich die Sonntagsimpulse bestimmten Fundstücken aus meinem Büro. Im Entsorgen, Wegwerfen und Entrümpeln bin ich nicht sehr gut. Zu gerne verwahre ich Dinge, die mich an eine bestimmte Zeit in meinem Leben erinnern. Im Büro sind diejenigen gelandet und schon mehrfach mit umgezogen, die aus „beruflichen“ Etappen stammen wie z.B.
meine ERSTKOMMUNIONMAPPE von 1977.
Mit Guido, Jörg, Norbert, Dirk und natürlich meinem Zwillingsbruder Martin hatten wir damals bei Frau Roes Unterricht.
Mein Bruder und ich waren schon zwei Jahre lang Messdiener und kannten uns in der Hl. Messe aus. Das war gut, denn in diesem Unterricht ging es eigentlich nur um die Eucharistie. Viele Fotos, sehr viel Text und auch recht viel Platz, die wir mit eigenen Bildern nach klaren Aufträgen füllen mussten. Das fand ich gut, denn ich habe sehr gerne gemalt.
Die Mappe habe ich all die Jahre aufbewahrt. Sie war bestimmt nach damaligen neuesten katechetischen Kenntnissen konzipiert. Als ich später beruflich und fachlich kritischer drauf geschaut habe, wurde immer deutlicher, dass diese Mappe ein „Kind seiner Zeit“ war mit einem klaren Kirchenbild. Das Titelbild der Mappe zeigt einen kleinen Jungen mit Helm und Sicherungsseil, der allein einen recht steilen Gipfel besteigt.
Höchstinteressant finde ich meine Darstellung von der Verkündigung durch Jesus: Gott im Himmel scheint nicht allein zu sein, während er zufrieden auf Jesus schaut. Und Jesus? Er in Gummistiefeln, offenbar bereit für unwegsames Gelände. Kein Gewand, sondern Alltagskleidung. Daneben „parallel“ dargestellt habe ich für das perfekte Ergebnis mit Lineal gezeichnet, scheinbar als beste Methode die -statische- Liturgie darzustellen: der Priester verkündet. Aber wer genau hinsieht, erkennt, dass der Priester im Messdienergewand dasteht, wie wir sie selbst getragen haben. Keine Stola… – Das hätte ich locker besser wissen können damals.
Ich will gar nicht übermäßig etwas hineindeuten. Einerseits sollten wir verstehen, dass der Priester mit Vollmacht verkündet, und zugleich wurde uns Verkündigung sehr enggeführt vermittelt. Dass Frau Roes auch eine Verkünderin für uns gewesen sein muss, dafür war kein Platz. Es ging weniger um uns selbst, sondern wir sollten „brav“ alles über die Hl. Messe lernen. Heute mag ich immer noch gute Gottesdienste, aber ich bin fast 50 Jahre älter und nehme Verkündigung anders wahr. Wenn ich heute in die Mappe schaue mit den ganzen Texten und Gebeten aus der Messe -und sie haben sich nicht verändert!-, dann sind sie genauso schwer verständlich wie damals.
Heute sind Erstkommunionkurse bestimmt eher Glaubenskurse, die das „Gipfelerleben in der Hl. Messe“ nicht ausschließen. Ob der Sakramentenempfang wirklich „barrierefreier“ sein sollte als der steile Aufstieg eines Klettersteigs (1977)?!!
Dir eine schöne Sommerpause! Was liegt eigentlich bei dir herum und wird schon seit vielen Jahren von dir nicht entsorgt, weil du daran hängst. Schick mir doch ein Bild per E-Mail an michael.kock@kolping-ac.de! Gerne mit Geschichte. Ich bin gespannt. Treu Kolping!
