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Wenn die Lebenshilfe zum Lebensglück wird

Es war ein unsäglicher Anschlag auf die Lebenshilfe in Mönchengladbach und die Drohung dahinter ist schrecklich. Wer es genauer wissen mag, schaut/klickt hier: https://www.lebenshilfe.de/wir-fuer-menschlichkeit-und-vielfalt/moenchengladbach .

Nicht jede*r hat direkten Kontakt zu Menschen mit Behinderung, daher macht es Sinn, wenn ich von meinem vergangenen Sonntag erzähle: Meine Frau kümmert sich mit ihrer Schwester und einem weiteren Cousin um zwei Cousins und eine Cousine, die als Menschen mit Behinderung seit 30 Jahren in einem Haus der Lebenshilfe leben. Ihr Vater hatte für seine drei Kinder mit geistiger Behinderung mit einem unermüdlichen Einsatz diese Einrichtung aufgebaut und sich bis ins sehr hohe Alter um dieses Haus und die Kinder gekümmert.

Ich habe von diesem Onkel NIE eine Klage gehört. Im Gegenteil! Vor einigen Jahren sind er und seine Frau verstorben und weitere Neffen und Nichten (s.o.) kümmern sich als Betreuer um diese drei Verwandten. Meine Frau und ich wohnen weiter weg; wir kümmern uns ums Geld.

Mittlerweile sind wir Ehepartner der „betroffenen Cousinen“ mit dabei und kümmern uns auch, und gerne.

In all den Jahren habe ich den Onkel mit seinen Dreien immer mal wieder auf Familienfeiern erlebt. Sie sind geistig behindert und führen dennoch -und nicht trotzdem(!)- ein glückliches Leben.

Vergangenen Sonntag war ich das erste Mal -endlich- in ihrem Haus der Lebenshilfe, in ihren Zimmern. Wir haben ihre Mitbewohner*innen kennengelernt. In diesem Haus führen sie alle ein recht selbstbestimmtes Leben als Menschen mit geistiger Behinderung. Und sie sind glücklich und leben gerne! Das habe ich in „ihrer Umgebung“ so deutlich wie noch gespürt. Wirklich wahr! Was all die Bewohner*innen dort besonders gut vermochten, war, dass sie so ehrlich und extrem unvoreingenommen auf uns zugekommen sind. Sehr integrativ!

Es braucht diese Erzählung nicht, denn das Recht, so zu leben, haben sie grundsätzlich. Punkt. Es hat mir aber am Sonntag noch einmal besonders gezeigt, warum das so ist.

„Ein recht auf ein Leben in Fülle“ (vgl. Johannes 10,10) hat jeder Mensch. Es ist keine Frage unserer beschränkten Vorstellungskraft und es liegt schon gar nicht in unserem persönlichen Ermessensbereich. Dafür haben auch seinerzeit viele Menschen in Rheydt demonstriert.

Hier führt „Lebenshilfe“ zu Lebensglück. Das darf von niemanden gefährdet werden. Unsere Aufgabe ist es, das zu ermöglichen, zu schützen und zu verteidigen.

Das ist wohl mit das Beste von Onkel Rolfs Vermächtnis!

Treu Kolping