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Wenn etwas wächst, ist es ein großartiges Erleben, wenn etwas nicht wächst…

Vergangenen Sonntag war ich auf dem Zeltwochenende für Familien von Kolping. Wir hatten uns in der Vorbereitung auf den Gottesdienst für das Gleichnis vom Sämann (Markus 4,1ff.) entschieden, dessen Saatgut auf unterschiedlichen Boden fällt. Und wenn Katholik*innen am heutigen Sonntag zur Kirche gehen, hören sie das Gleichnis vom Senfkorn, das so klein ist, aber in drei Monaten einen Meter hoch werden kann.

-Was allein aus Kindern in drei Jahren werden kann, ist beachtlich! Das habe ich auch gesehen.
-Was aus Pflanzen wird, das steht fest. Allein die Umstände entscheiden z.B. über die Größe.
-Was aus Menschen wird, ist nicht so leicht vorherzusagen und zu beeinflussen, wobei sich gewiss viele Eltern die größte Mühe geben, „aus ihren Kindern etwas werden zu lassen“.
-Was genau aus dem Glauben wird, steht allerdings nicht fest. Ist es nicht so?

Und hier greift Jesus auf Gleichnisse zurück.

Zum Gleichnis vom Senfkorn (Markus, 4,30ff.) habe ich 1997 in drei kleinen Dörfern bei Erkelenz gepredigt, als ich meine erste Stelle als Gemeindereferent angetreten hatte. Das habe ich nie vergessen. Und schaue ich zurück, so hat sich mein Glauben sehr verändert und vielmehr noch meine Vorstellung von Kirche. Ich habe (als Hauptberuflicher) in der zurückliegenden Zeit so viel Unterschiedliches erlebt. Manches war richtig großartig und hat viele Menschen – und mich auch – wahrhaft wachsen lassen. Anderes hat viele Menschen „klein gehalten“.

Was genau aus unserer Kirche wird, kann und darf nicht ein für alle Mal feststehen, weil es sich mit uns Menschen entwickeln wird. Und hat es sich ja auch im Laufe der Jahrhunderte oder im Blick auf die Weltkirche viel entwickelt. Warum sollte das aufhören?!! Kirche muss nicht das bleiben, was sie ist, sondern sie muss immer wieder werden!

Dann ist das, was Kirche ausmacht, nicht zuerst ihre Form (Struktur), sondern ihre Botschaft von Gott für die Menschen, die sich immer wieder neu in ihrer Form zeigen muss. Kurz ausgedrückt.

Ich bin bereit und willens, mich dieser Entwicklung zu stellen und sie auch zu wollen. Wir im Kolpingwerk auch, oder?!!

Natürlich gab es am Ende des Gottesdienstes auf dem Zeltplatz für jede*n ein paar Samen zum Einpflanzen, aber nicht Senf oder Sonnenblume. Das wäre ja wie immer. 🙂

Treu Kolping!

[Beim Heckeschneiden stößt der bildhafte Vergleich deutlich an seine Grenzen. Finde ich.]