Zu Beginn unserer Firmvorbereitung sollen die Jugendlichen ihren Körperumriss auf eine Tapetenbahn zeichnen und bestimmte Eigenschaften und Gedanken an der jeweiligen Stelle eintragen. Der Kopf: Wie siehst du dich? Das Herz: Was liebst du? Die Hände: Was kannst du gut? – Wenn die Gruppe der Jugendlichen besonders offen ist, regen wir Katechetinnen an, in die Füße der Figur einzutragen: Wovor fürchtest du dich? Eines der Schlagworte, die dort häufig auftauchen: Ich fürchte mich davor, nicht zu genügen – meinen eigenen Ansprüchen, den Wünschen anderer, den Anforderungen in Schule und Hobby, den Beziehungen mit meiner Familie und meinen Freundinnen. Die Angst, ich sei nicht genug, ist groß – nicht nur unter Jugendlichen.
Das Erscheinen und der Zuspruch der Engel in der Weihnachtserzählung wollen diese Angst nehmen. Das „Fürchtet euch nicht!“ gilt nicht dem Adel der Welt, es gilt nicht der gutsituierten Bürgerschaft mit ihren Karriereerfolgen, es gilt nicht der klugen Wissenschaft mit dem positiven oder negativen Weltbild. Es gilt den Hirten, den Armen, denen, die nichts leisten (können), denen, deren Arbeit nicht gefragt ist, denen, über die man die Nase rümpft, weil sie den allgemeinen Ansprüchen nicht zu genügen scheinen. “Mir seid ihr mehr als genug, mir reicht das, was ihr könnt und seid, vollkommen aus!”, scheint Gott durch die Engel gerade ihnen sagen zu wollen.
Da kommt kein König, um zu bestätigen, was die Ansprüche der Welt sind. Da kommt ein Kind, um die Angst, diesen Ansprüchen nicht zu genügen, aufzuheben und zu verscheuchen.
Wem gilt dieser Satz wohl heute: „Fürchtet euch nicht“? Wer sagt und ruft ihn? Und wer lässt diese Verheißung Wirklichkeit werden?

Albert Bettin
KF Ohler / Ohlerfeld
