Schifra und Pua (Exodus, 1,15-21) – zwei Hebammen
„Ungehorsam, weil treu.“
Vielleicht sind die beiden Hebammen mittlerweile doch nicht mehr so unbekannt. Als das Volk Israel versklavt in Ägypten leben musste und die Zeit gekommen war, dass Moses geboren werden sollte, sollten die beiden Hebammen auf Anordnung des Königs Herodes bei den Frauen Israels die männlichen Neugeborenen töten.
Sie tun es nicht! Sie wollen nicht töten, sondern das Leben „zur Welt bringen“ als Hebammen. Und das genauso für die israelitischen Mütter.
Sie sind geschickt, als sie von König Herodes zur Rede gestellt werden und erkennen, wo es zu kämpfen lohnt und wann man eher diplomatisch antwortet bzw. zur Notlüge greift. Dahinter steckt gewiss ihr Berufsethos als Hebammen und folglich ihr ziviler Ungehorsam. Gut so, denn auch Mose wird verschont, mit dem das Leben und Gott noch großes vorhaben.
Ob es zivilen Ungehorsam wohl auch in Russland gibt, weil Menschen der Gerechtigkeit und Frieden zu ihrem bzw. seinem Recht verhelfen wollen. Ich kann es mir nicht anders vorstellen.
In den vergangenen Tagen las ich wieder von einer Reaktion „aus Rom“ auf den Synodalen Prozess in Deutschland. Hier sollen augenscheinlich Ergebnisse, Beschlüsse und vor allem Veränderungen daran gehindert werden, „Leben zu entfalten“. Es im Keim ersticken! Dabei erscheint mir der Synodale Prozess wie eine Hochschwangere: Die Zeit ist reif. Ich bin sehr für diesen Prozess, gerne auch für mehr! Da kommt was! Und das ist grundsätzlich gut, weil es -große Worte!- in Liebe, in Liebe zu Gott und zur Kirche entstanden ist.
Schifra und Pua machen das Problem ihres Königs nicht zu ihrem Problem. Sie lösen es auf „Hebammenart“, sehr pragmatisch und sehr mutig. Sie bleiben frei für das Leben, ihre viel bessere Herausforderung.
Ich kenne eine junge Frau, die gerade Hebamme geworden ist. Und auch bei ihr -so meine ganz bestimmte Vermutung- wäre es nicht anders, weil sie gewiss nicht nur beruflich das NEUE LEBEN liebt. Und solltest du eine Hebamme kennengelernt haben, kommst du ganz sicher zum gleichen Schluss.
Die Verantwortlichen im Synodalen Prozess lieben auch etwas sehr: den Glauben, die Kirche und besonders eine NEUE KIRCHE! Da kommt etwas, wofür die Zeit reif ist. Davon bin ich überzeugt!
Und ich will Ausschau halten nach den Menschen in diesem Prozess, in diesem Anliegen und sie bestärken.
Treu Kolping!