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„Michael, wie ist denn Gott in dein Leben gekommen?“

Diese Frage bekam ich vor einigen Wochen eher im Spaß gestellt, als es um meine Aufgabe als Geistlicher Leiter unter anderem im Pfingstzeltlager der Kolpingjugend ging.

Einerseits ist diese Frage in Kürze gar nicht so zu beantworten, aber andererseits steht sie doch immer und irgendwie im Raum, wenn ich besonders in meiner Rolle bzw. hauptberuflich über Gott spreche. Das kann ich nicht allein theoretisch, obwohl ich die Theorie bzw. Theologie studiert habe und mich mit ihr beschäftige. Ich tue es als „ganzer Michael“ und nicht nur theoretisch, weil die Menschen mir glauben sollen und nicht die Dinge nur „für wahr halten“, die ich vermittle.

Ich hätte zurückfragen können, ob im Umgang mit mir der Eindruck entsteht, dass Gott für mich eine Bedeutung hat. Meine erste, spontane Antwort war aber: „Gott ist für mich immer schon da gewesen.“ Und das nicht, weil ich „überfromm“ wäre, sondern weil meine familiäre Umgebung entsprechend war und das Milieu, in dem ich aufgewachsen bin, noch sehr deutlich volkskirchlich geprägt ist.

Meine älteren Geschwister -gleiche Familie, gleiches Milieu- hätten auf diese Frage anders geantwortet. Dies´ als Feststellung und gewiss NICHT als Bewertung.

Ich war sehr aktiv als junger Christ. Als ich dann ins Studium nach Paderborn kam, ist es sehr vielen Dozent*innen gelungen, uns Student*innen, die wir alle spirituelle Beweggründe für unsere Studien- und Berufswahl hatten, in unsere Spiritualität theoretisch wie theologisch zu bestärken. Es war nicht der Katechismus, der uns motiviert hatte, sondern unser bisheriges Leben.

Es ist schwer es zu sortieren oder in eine Reihenfolge zu bringen, aber dann kommt für mich zuerst die Spiritualität und dann –um hilfreich zu sein- die Theologie. Es braucht sich beides gegenseitig.

Ich habe die Fantasie, dass allein die Tatsache, DASS mir diese Frage gestellt wurde, Gott eine Bedeutung zuschreiben wird. Schön war auch die Annahme, dass Gott offenbar für mein Leben eine Rolle spielt und er „da ist“. Oder es war doch nur so „dahergefragt.“ Ich glaub‘ aber nicht.

Ich vermute, wir bekommen diese Frage viel öfter gestellt, als wir merken. Aber selten so ausdrücklich.

Treu Kolping!