
Im Schuljahr 2022/23 hatten 147.725 der rund 1,9 Millionen Schülerinnen und Schüler in NRW einen sonderpädagogischen Förderbedarf (dies ist ein Anstieg von 2,4 % zum Vorjahr!).
39,1% der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf haben den Förderschwerpunkt Lernen; der Anteil von Kindern mit dem Förderschwerpunkt Emotionale und Soziale Entwicklung liegt bei 17,6%. Der größte Anteil liegt also im Bereich der Lern- und Entwicklungsstörungen – die Beeinträchtigungen, die nicht sofort sichtbar sind.
Die Realität zeigt, dass diese Kinder und Jugendlichen kaum eine Lobby haben. Denken wir an Inklusion, sehen wir die „Aktion- Mensch-Kinder“, Kinder mit Down-Syndrom oder Beeinträchtigungen im Bereich körperlich-motorischer Entwicklungen, aber nicht die Kinder mit psychischen Erkrankungen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder FAS*. Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, möchten wir nicht, dass unsere eigenen Kinder mit Kindern in der Klasse sind, die mit dem Schulsystem nicht überein passen, und die deshalb mit Tischen und Stühlen schmeißen. Diversität als gesellschaftliches Konzept basiert aber auf der Idee, dass jeder Mensch in seiner Einzigartigkeit wertvoll ist und Respekt verdient. Warum wird also keine Chancengleichheit für diese besonderen Kinder und Jugendlichen erreicht?
Wie schön es wäre, die Idee von Vielfalt und Toleranz auf alle Menschen zu übertragen.
Geben wir diesen Kindern und Jugendlichen doch Chancen – sie haben es verdient!
Geben wir ihnen beispielsweise im Verlauf ihrer Schulzeit Praktikumsplätze in unseren Betrieben, um sich zu beweisen und Berufsperspektiven zu bekommen. Schauen wir nicht verurteilend bei „kreativen“ Verhaltensweisen.
Lasst uns Chancen in der Gesellschaft geben.
Lasst uns offen sein für ALLE Menschen mit Beeinträchtigungen.

Anne Reulen
KF Grefrath
*FAS=Fetales Alkoholsyndrom