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Größer denken – oder wie ist es mit „Orten von Kirche“

„Die Kirche kann und darf sich von der sozialen Frage nicht zurückziehen.“ (A. Kolping)

Im Bistum Aachen läuft seit einigen Jahren der „Heute-bei-dir“-Prozess. Kurz gesagt hat nicht nur die Bistumsleitung festgestellt, dass sich in der Kirche (von Aachen) etwas ändern muss, damit es gut weitergehen kann. Personeller Mangel und mittelfristig auch nachlassende Kirchensteuermittel sind nicht die einzigen Ursachen. Auch die Menschen – Kirchenmitglieder und genauso die Nicht-Mitglieder ändern sich. Was ist da nicht naheliegender und nötiger, als die Strukturen anzupassen?!

Ich bin jetzt Mitte Fünfzig und habe wie die meisten wahrscheinlich auch noch die klassische Pfarrgemeinde erlebt: Ein Kirchturm, ein Lebensraum (Kleinstadt), ein Pastor und werktags volles Pfarrheim und sonntags volle Kirche. Davon habe ich profitiert, das war stimmig – das ist mehr als 40 Jahre her.

Als Kolpingwerk mit den Kolpingsfamilien vor Ort sind wir ein Teil von Kirche – ohne jeden Zweifel. Wir als kath. Verband sind deshalb entstanden, weil Adolph Kolping und seine Mitstreiter genau auf die Lebenswelt der damaligen Handwerker geschaut haben. Und es ist ein weltweiter Verband daraus geworden mit über 400.000 Mitgliedern.

Im Bistum Aachen sollen es nun ca. acht Pfarreien werden. Da funktioniert unser bisheriges Verständnis von Pfarrei und Pfarrer nicht mehr. Die „Keimzelle“ der neuen, angepassten Strukturen ist der sog. „Ort von Kirche“, der nicht einmal ein räumlicher Ort sein muss, sondern allein eine Gelegenheit, wo sich Kirche ereignet. Die Kolpingsfamilie kann also auch ein Ort von Kirche werden bzw. bleiben.

Wir ändern also nicht das Kochen selbst, aber brauchen neue Rezepte, um es kulinarisch auszudrücken.

Wenn wir das weiterhin als katholischer Verband im Kolpingwerk so gut und konsequent draufhaben, die Lebenswirklichkeit und die Lebenswelt von Menschen ernst zu nehmen, dann bieten wir auch zukünftig Menschen Gelegenheit als Christ*innen zu leben und es kann sich „Kirche ereignen“.

Das ist eine „Challenge“, um es wie in der letzten Woche auf Englisch auszudrücken. Ich will diese Herausforderung ernstnehmen und annehmen.

„Die Kirche kann und darf sich von der sozialen Frage nicht zurückziehen.“ (A. Kolping)

Ich weiß, Adolph Kolping hat es damals anders gemeint und doch finde ich das jetzt nicht unpassend, weil die Kirche sich nicht vom Menschen zurückziehen darf.

Treu Kolping