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„Ich werde mich nie von meiner Mutter trennen.“ – Neue Zeiten brauchen neue Gottesbilder!

  • Beitrags-Kategorie:Impuls zur Woche

Ein Satz geht mir nicht mehr aus dem Kopf: „Neue Zeiten brauchen neue Gottesbilder!“ Dass sich die Autoren der Bibel in ihrer Zeit von damals bewegt haben, hört sich so selbstverständlich an. Sie haben sich in ihrer Verkündigung und ihrem Zeugnis sicher und erfolgreich in ihrer Zeit bewegt. Allein das Sinnbild vom „guten Hirten“ ist ohne Zweifel früher von allen sofort verstanden worden, weil Hirten zum Alltag gehörten. Wer erlebt heute noch Hirten?

Ich sehe z.B. hinter dem Gendern die wichtige Absicht, heutige Erkenntnisse und auch Fakten sprachlich angemessen zu erfassen. Gar nicht so einfach. Da braucht es also nicht nur neue, aktuelle Bilder, sondern genauso eine veränderte Sprache. Bilder und Worte können nicht nur Wirklichkeiten einfangen, sondern auch „transportieren“. Wie fest haben sich manche Bilder oder markige Worte in meinen Kopf gesetzt?!!

Darf man neue Gottesbilder schaffen? Darf man „Gott*“ oder „G*tt“ etablieren, um deutlich zu machen, dass Gott noch viel mehr ist als allein „Vater“ und wir ihn deshalb auch weiblich ansprechen können sollten? Ja!

Meine Großmutter hatte noch auf „Kaisers Geburtstag“ Schule frei und hat sich bis ins hohe Alter mit der Rolle der Mutter und Frau aktiv auseinandergesetzt. Sie ist manches Mal echt über ihren eigenen Schatten gesprungen. Und das nicht, weil sie sich uns Enkelkindern anbiedern wollte, sondern weil sie uns geliebt habt.

„Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert.“ (Mt 10.37)

Bedeutet das nicht, dass wir uns von was Altem trennen müssen, damit wir uns neu binden können?! Ich werde mich nie von meiner Mutter trennen wollen, aber ich habe ihr (und sie mir) immer wieder eine neue Rolle zugewiesen. Zu meinen alten, wunderschönen Muttervorstellungen sind also immer neue dazugekommen. Das macht unsere Beziehung -wie die meiner Geschwister zu ihr- wirklich innig. Und da wird sogar ihr Tod irgendwann nichts dran ändern, wenn wir alle dann hoffentlich bereit sind, ihr eine quasi letzte, neue Rolle zu geben.

Und deshalb möchte ich offen sein, wenn neue, weitere (!) Gottesbilder dazukommen.

Treu Kolping DV AC