Manchmal ist eine gute Schnittmenge viel besser als es scheint!
Ich gehörte noch zu den Kindern, die in der Grundschule Mengenlehre im Mathematikunterricht gelernt haben. Pädagogen und Ministerien haben die Mengenlehre längst aus den Lehrplänen wieder gestrichen, aber mich „in der Kirche“ hat es die Schnittmenge lieben gelehrt.
Ich erinnere mich an eine Klausurtagung mit guten Kolleg*innen vor langer Zeit. Irgendwann war es passiert: Unsere Leichtigkeit war uns abhandengekommen! Wir hatten versucht, Seelsorge zu definieren. Und das in der unausgesprochenen Annahme, dass es nur eine gültige gibt. Wir haben diskutiert und nicht debattiert (siehe den Impuls von letzter Woche). Zwischenmenschlich wurde es auf einmal sehr beklemmend und wir haben uns gegenseitig an diesem Tag „nichts geschenkt“. Dabei hätte es doch auch richtig klasse sein können, wie wir unsere Seelsorge gemeinsam definieren!! War es aber nicht.
Unser damaliger Berater gab uns zu guter Letzt den Auftrag, uns gegenseitig für etwas zu loben, das wir in unserer Arbeit, unserer Seelsorge so richtig gut machen. Es war die totale Musterunterbrechung nach schweren Stunden. Uns gelang der Perspektivwechsel! Das gegenseitige Lob erzeugte wieder Bewegung und Freude und wir haben unseren Kollegen in der Seelsorge wieder besser verstanden. Das werde ich nie vergessen!
Natürlich gab es am Ende KEINE feststehende Definition von „richtiger Seelsorge“, aber die Überzeugung, dass all das, was wir als Seelsorger*innen sehr unterschiedlich tun, die hauptberufliche Seelsorge ausmacht. Es gab genügend erkennbare Schnittmengen, durch die wir „unseren Roten Faden legen“ konnten.
Ich stelle mir vor, dass sich angesichts der aktuellen Lage der katholischen Kirche und den vielen schweren Themen, Problemen und Aufgaben u.a. der Synodale Weg nicht mit großer Leichtigkeit darstellt.
Keiner ist deckungsgleich mit dem anderen, aber unsere Schnittmengen sollten wir uns nicht nehmen lassen oder gar streitig machen.