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Impuls zur Woche

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„Wenn wir zu hoffen aufhören, kommt, was wir befürchten, bestimmt.“
Ernst Bloch (1885-1977)

Folgende Szene am vergangenen Sonntag beim Kolping-Familienzelten in Kerken:
Zu Beginn unseres Gottesdienstes bitte ich eine sehr junge Teilnehmerin, mit mir für eine bestimmte Szene zu sorgen: Ein kleines Kind macht gegen einen Erwachsenen Armdrücken. Alle Zuschauenden im Gottesdienstkreis feuern das kleine Mädchen an. Das gehörte unabgesprochen (!) mit zur Szene: Parteiergreifen für den Schwachen. So sind wir Menschen.

Mir geht diese kurze Szene nicht mehr aus dem Kopf. Viele kleine Details beeindrucken mich tatsächlich immer noch. Das Mädchen „spielt“ also mit und gibt sich dennoch beherzt die größte Mühe, obwohl sie weiß, dass sie gegen mich überhaupt keine Chance hat. Ihr kämpferischer Blick und ihr wachsender Einsatz als sie von allen so lauthals angefeuert wurde, das hatte was. Ich habe aufs Besiegen verzichtet; wir haben das Armdrücken abgebrochen. Sie war die moralische Siegerin.

Das obige Zitat stammt von Ernst Bloch (1885-1977), der sich als Philosoph sehr mit der Hoffnung beschäftigt hat. Die Hoffnung ist der Anfang für Veränderung und Verbesserung!!

Wie verhalten wir uns in offenbar aussichtslosen Situationen? Wenn rational denkende Strategen keine Chancen mehr ausmachen, genau dann fängt das Hoffen an. Letztlich kann es niemand 100%-ig vorhersagen. Und dann wächst eben die Hoffnung in uns! Wenn der Drittligist im Fußball gegen den Bundesligisten spielt, wenn die Initiativen in Lützerath oder Keyenberg-alt am Rande der Braunkohlegrube für den Erhalt der bedrohten Ortschaften protestieren, wenn sich die deutsche Kirche auf den „synodalen Weg“ macht und die Kirche „besser machen“ will,   … .

Es muss am Ende nicht den Besiegten und den Sieger geben. Die Stärkere im Ringen kann aufs Siegen verzichten und das nicht nur, weil der Ruhmesjubel ausbleiben könnte. Der vermeintlich Schwächere darf aber die Hoffnung nicht aufgeben!

In der öffentlichen Diskussion erscheint in meinen Augen der Einsatz für ein besseres Klima, für Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit und Frieden für alle in der ganzen Welt oftmals so aussichtslos. Insbesondere mir als Mitarbeitenden der Kirche wird viel mehr als vor 25 Jahren direkt und viel häufiger indirekt die Frage gestellt, wie „man noch für diese Kirche“ arbeiten kann.

In meiner Arbeit im Kolpingwerk -Teil dieser Kirche!-, im Kontakt mit den vielen Aktiven und Engagierten wird aber meine Hoffnung genährt. Da erlebe ich Menschen, die aus ihrer eigenen Hoffnung heraus MEHR wollen und auch nicht anders können. Das ist schlicht „toll“!

Und die Bibel beschreibt diese Tugend, diese Triebkraft so genial:  „Auch wenn alles einmal aufhört – Glaube, Hoffnung und Liebe nicht. Diese drei werden immer bleiben; doch am höchsten steht die Liebe.“ (1 Kor 13,13) Das sollten wir auf keinen Fall den Brautleuten allein überlassen, auch wenn es auf Trauungen sehr gerne zitiert wird! 😊

Genau das wurde mir letzten Sonntag beim Armdrücken zu Beginn unseres Gottesdienstes bewusst. Und jetzt habe ich dazu auch noch ein Gesicht. Cool!

Treu Kolping!

[Dieses urmenschliche Phänomen füllt ganze Samstagabende: Klein gegen Groß.  ]