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Impuls zur Woche

Denkt dran: „Es heißt DURCHLAUCHT!“

In der kleinen Stadt, in der ich geboren wurde, gibt es eine Burg bzw. ein Schloss. Und noch vor dem ersten Weltkrieg war es der Sitz eines kleinen Fürstentums. In diesem Schloss ist nach dem Krieg ein Museum eingerichtet worden; die Lebenswelt der fürstlichen Familie und eine Gemäldesammlung sind dort anzusehen. 1983 habe ich mit meinem Zwillingsbruder im Museum als Saalwache angefangen, habe Museumsbesucher*innen Filzpantoffeln angereicht und ganz oft den Satz gesagt „Bitte nichts anfassen!“ Alles war und ist im Besitz des Fürsten, der damals dann und wann auch ins Museum kam. „Und wenn er euch anspricht, denkt dran, dass ihr ihn mit DURCHLAUCHT ansprecht.“ So wurden wir zu Beginn aufgeklärt.
Wir alle, die wir als Schüler*innen dort im Museum gejobbt haben, haben genau das vermieden. Es kam uns nicht über die Lippen. Es war uns vollkommen fremd. Es hatte auch keine Folgen. 🙂
Am vergangenen Samstag war „die Krönung“ in Großbritannien. König Charles so populär wir machtlos. Und nicht nur seine Nation feierte größtenteils mit, sondern weltweit waren Millionen von Menschen vor ihren Bildschirmen dabei. Wahnsinn!
In Großbritannien wird demokratisch gewählt. Schon lange. Und dennoch gönnt sich dieses Land diese Monarchie als wertvolle Tradition, als Wesensmerkmal.
Das Feudalsystem ist lange abgeschafft. Eine politische, öffentliche Bedeutung des Adels gibt es nicht mehr. Und dennoch füllt er Illustrierte und war DAS Event am letzten Samstag.

Die Kirchen erleiden derzeit einen Autoritäts- bzw. Bedeutungsverlust, aber in den Unterhaltungsmedien ist das System Kirche mit Serien wie „Um Himmels willen“, „Pater Brown“, … sehr beliebt. Ja, unsere Kirche hat in ihren Strukturen auch noch etwas, das monarchisch ist.
Und wenn zu Hause „Unser Fürst und der Herr Pastor“ am Schützenfest ihren Ehrenschuss abgeben dürfen, dann doch wohl nur, weil jeder Schütze für drei Tage König sein kann, ohne sein Wahlrecht aufzugeben zu müssen und mit der realen Möglichkeit, als Bürgermeister gewählt zu werden.

Die Zeiten und die Menschen ändern sich. Politische und gesellschaftliche Teilhabe sind uns alle in Fleisch und Blut übergegangen.
Wer den Menschen gerecht bleiben will, muss sich mit ihnen entwickeln. Dem muss sich auch unsere Kirche dringlich stellen.
Bitte beachte doch auch besonders die letzten Sätze unseres jüngst beschlossenen Positionspapiers im Kolpingwerk Aachen. HIER klicken.

Treu Kolping!