„Das Gegenteil von Macht ist nämlich nicht Ohnmacht, sondern Liebe.“
Dieser Satz am Ende einer Mail, die ich vor Wochen bekam, steckt sehr nachhaltig in meinem Kopf. In dieser Antwortmail ging es nicht ums „zuckersüße Gerede“ oder um die große Versuchung, inhaltsschwere und positiv besetzte Worte in einer Situation zu finden, in der sich Verantwortliche, Machtinhaber gerne mit eben diesen Worten eher herausreden. Ich habe sie genauso ernsthaft verstanden, wenn Jesus vom allerwichtigsten Gebot der Liebe spricht (Matthäus 22,34-40). Und die Bibel steckt vom Anfang bis zum Ende voller Aussagen über die zentrale Rolle der Liebe. Überrascht?
Wer hat die Macht innerhalb der Institution Kirche über Inhalte und Strukturen zu entscheiden? Eine Frage, die einerseits grundsätzlich schon seit eh und je eindeutig beantwortet scheint und die zugleich neu eröffnet ist in der katholischen Kirche. Und mein Freund, der mir die E-Mail schrieb, macht daraus eine Frage der Liebe. Das tut er nicht romantisierend, sondern nach einer langen persönlichen Erfahrungsgeschichte „mit Kirche“. Und das sehr überzeugend!
Mit so einem genialen Satz in Kopf werde ich immer sehr sensibel für Momente, die mir das -wie auch immer- verdeutlichen und bestätigen. So in einem Gremium, in dem es um zukünftige Gestaltung von Leitung geht: Dort bekannte eine Teilnehmerin beim Check Out (Runde zum Schluss), dass sie unendlichen Respekt vor dem Auftrag hat. Aber sie endete damit, dass sie zugleich sehr zuversichtlich ist angesichts des Gremiums, weil „sich hier keiner fürchten muss und wir wissen (lieben!), was wir aneinander haben.“ Ein kurzer Satz. Keine Machtdemonstration. Eine Liebeserklärung, wenn man so will. Sehr aktivierend und sehr überzeugend.
Wie die Jünger, die erst das Pfingstereignis brauchten, um aus ihrer Ohnmacht zu gelangen. Und bei diesem Startschuss von allem, was auch Kirche geworden ist, sehe ich weniger einen Vorgang der Ermächtigung, sondern einen unübertrefflichen Moment der Liebe (Gottes).
An dieser Stelle ein herzlicher Gruß an die Menschen, die mich immer wieder mit solchen Erkenntnissen und Erlebnissen „versorgen“, und ihnen und ebenso dir ein frohes Pfingstfest gewünscht!
„Treu Kolping“