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Impuls zur Woche: sehen-urteilen-handeln

Stell Dir vor, dass Du über Dein Leben nicht selbst bestimmen kannst:

  • nicht entscheiden, wann, wo und wie Du leben willst
  • nicht planen, was Du morgen tust und mit wem du Dich treffen willst
  • nicht erwarten, dass Du für Deine Arbeit entlohnt wirst
  • nicht hoffen, dass Deine Ketten an Füßen und Armen in absehbarer Zeit gelöst werden
  • heute am 23. August 2020 auf dieser, unserer Erde.

So ergeht es zurzeit mehr als 20 Millionen Menschen weltweit und durch unser Konsumverhalten sind wir oft an diesen sklavenähnlichen Strukturen beteiligt.

Heute begehen wir den Internationalen Tag zur Erinnerung an den Sklavenhandel und seiner Abschaffung. (1) Erstmals rief die UNESCO diesen Tag 1998 aus, und obwohl die Sklaverei über die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte 1948 verboten wurde, gibt keinen Erdteil, in dem die moderne Form der Sklaverei nicht zu finden ist; auch in Deutschland gibt es nach Schätzungen mehr als 150.000 Menschen, die in sklavenähnlichen Verhältnissen leben. (2)

Hinweise

Der erste Schritt meines veränderten Handelns beginnt in der Regel damit, dass ich lerne, genau hinzuschauen. Wenn ich dann etwas begriffen habe und beschließe, etwas zu verändern, folgt mein Handeln. In diesem Fall bedeutet es: Ich möchte als Christ meinen Konsum bewusst gestalten und nicht Käufer eines Produktes werden, das von Menschen hergestellt wird, die in sklavenähnlichen Verhältnissen leben müssen.

  • Ich kaufe keine Jeans z. B. aus Bangladesch für 9,99 Euro, weil ich weiß, dass dieser Preis nicht mit fairen Arbeitsverhältnissen zu realisieren ist. Ich weiß, dass die Näher*innen nicht freiwillig monatelang in den Fabriken leben ohne hinausgehen zu dürfen und 18 Stunden am Tag für einen „Lohn“ arbeiten, der geringer ist als das Taschengeld der Kinder meiner Freunde und Bekannten? Informationen hierzu findest Du auf https://lieferkettengesetz.de/. Vielleicht unterschreibst Du auch die Petition und teilst sie mit Freund*innen und Bekannten.
  • Ich weiß, dass es in Deutschland sklavenähnliche Verhältnisse gibt? Wenn Du das nicht glaubst, schau auf: https://www.watson.de/deutschland/politik/916753844-du-dachtest-es-gibt-keine-sklaven-in-deutschland
  • Möchtest Du Dich etwas grundlegender informieren? Buchtipps hierzu sind:
    Gilles Reckinger: Bittere Orangen. Ein neues Gesicht der Sklaverei in Europa. „Während ihrer Asylverfahren stehen Geflüchtete in Italien ohne Papiere und ohne Rechte buchstäblich auf der Straße. Die nahen Plantagen sind oft ihre einzige Chance auf einen Job. Offen verachtet von der Bevölkerung, untergebracht in Slums und fern jeder medizinischer Versorgung pflücken sie 12 Stunden am Tag Orangen. Für 150 Euro im Monat – sofern sie das Glück haben, morgens auf dem „Arbeitsstrich“ aufgelesen zu werden.“
    Egon Flaig: Weltgeschichte der Sklaverei „Sauber recherchiert, eine Vielzahl an Quellen und Verweisen mitführend, kommen Zusammenhänge ans Licht, die bei historischen Betrachtungen oft nur am Rande gestreift werden, wenn überhaupt.“

Dietmar Prielipp

1) http://www.kleiner-kalender.de/event/erinnerung-an-den-sklavenhandel-und-dessen-abschaffung/0525c.html

2) https://de.wikipedia.org/wiki/Global_Slavery_Index