Die Verklärungsfalle hat es in sich. Auch ich selbst muss da aufpassen, denn ich fand mein Leben z.B. als Jugendlicher viel unkomplizierter. Aber es hat mir auch viel weniger an „Auswahl“ geboten.
Angesichts vieler Probleme -eigentlich egal wo- ist es immer eine große Versuchung, sich die alten Verhältnisse zurückzuwünschen. Und allein mein kirchliches Berufsfeld ist dafür extrem anfällig. Ich persönlich habe tatsächlich noch die Ausläufer einer Volkskirche erlebt und auch nicht wenig davon profitiert. Das ist bei mir aber über 40 Jahre her! Das habe ich realisiert!
Ich treffe in den „normalen“ Sonntagsgottesdiensten in der Regel nicht einmal mehr Menschen in meinem Alter. Eine aktive Kolpingjugend ist längst nicht mehr selbstverständlich in jeder Kolpingsfamilie. Früher gab es in jedem größeren Dorf eine Bäckerei, eine Metzgerei, eine Grundschule, die Post, den Hausarzt, … .
Welche Strategie ist nun die Richtige, wenn die Welt globaler und komplexer wird?
Die Besinnung aufs Nationale, aufs Traditionelle oder „Einfache“ tut es für mich nicht. Nicht in unserer Kirche, nicht in unserer Gesellschaft und auch nicht im Kolpingwerk. Nicht zuletzt unser neues Leitbild im Kolpingwerk zeigt es: Wir müssen uns entwickeln.
Jede Krise, jede Herausforderung und speziell jeder Konflikt kann nicht so gemeistert werden, indem es wieder so wie vorher, wie früher wird.
Autokonzerne haben das längst verstanden und tun auch nur so als ob. Oder warum hat der neue Fiat 500 mit dem alten 500er im Grunde gar nichts mehr gemeinsam außer dem Namen?!!
Also bleiben wir das Kolpingwerk, die Kirche und ich bleibe Michael! Aber nur wenn wir uns bzw. ich mich ändere. Das müssen nur noch alle akzeptieren. Ich glaube, wir müssen auch unseren eigenen Umgang mit den Nostalgiker*innen um uns herum endlich ändern.
„Nur wer sich ändert bleibt sich TREU!“ (Wolf Biermann)
TREU Kolping! à “Die Zukunft gehört Gott und den Mutigen.“ (A. Kolping)