„Jungs, richtig spielen! Sonst müsst ihr gehen!“ (Zitat 😊)
Diese Entgegnung bekamen mein Bruder und ich einmal zu hören, als wir Menschen mit Behinderung helfen wollten. Mein Vater war durch einen Arbeitsunfall auf der Hütte schwerbehindert und spielte Volleyball im Behindertensport. Vor 40 Jahren waren dort auch noch Kriegsversehrte mit fehlenden Armen oder Beinen bzw. mit ihren Prothesen. Es war ein kleines Behindertenteam auf dem Lande und so füllten mein Zwillingsbruder und ich das Training auf. Natürlich haben wir auf die älteren und ja eben auch gehandicapten Männer Rücksicht genommen. Nach einer halben Stunde beim ersten Training hält einer der Männer den Ball mitten im Spiel fest und sagt sehr nett und zugleich sehr deutlich: „Jungs, richtig spielen! Sonst müsst ihr gehen!“ Wir sollten ihnen nichts schenken.
„Wir brauchen den Sport, sonst wird´s schlechter mit uns! Hier mein Schwamm!“ Alle waren bis zu ihrem Renteneintritt erwerbstätig, nicht wenige davon in der Hütte am Ort. Beim Duschen in der Gemeinschaftsdusche waren all die Behinderungen offen zu sehen und das gegenseitige Helfen selbstverständlich.
Das hat meine Haltung zum Volleyball verändert und erweitert. Ebenso meinen Umgang mit Menschen mit Behinderungen. Hört sich großartig an, war aber so: Fairplay und Teamgeist wurden für mich als Nichtbehinderter zur Solidarität mit den Menschen, die mit ihrer Behinderung leben mussten. Wir haben auch unseren Vater mit seiner Behinderung neu kennengelernt, der nie viel darüber gesprochen hat.
Immer mit etwas zeitlichem Abstand finden nach den „richtigen“ Olympischen Spielen die Paralympics statt. Jetzt auch wieder in Paris.
Warum wetteifern Menschen mit und ohne Behinderung nicht parallel oder gar kombiniert?! Ich finde, da muss mehr gehen. Auch in der öffentlichen Wahrnehmung!
Menschen müssen ihre Behinderungen in ihr Leben integrieren, das verlangt viel weniger Rücksicht („Jungs, richtig….!“), sondern gleiches Recht und gleiche Aufmerksamkeit. Und wir müssen diese Menschen mit ihrer Behinderung in unser Leben integrieren, weil es Menschen mit Behinderung sind und nicht Behinderte. Ihr Menschsein darf nicht behindert sein!
Das genau und nicht weniger entspricht unserem christlichen Bild vom Menschen, egal ob mit oder ohne Behinderung!
Übrigens war dieses Volleyballteam „vom Lande“ sogar einmal deutscher Vizemeister im Behindertenvolleyball (der Männer) in den 80er Jahren!
Treu Kolping!
[Das MUSS ich noch ergänzen: Einmal feierten zwei von den Kriegsversehrten aus dem Volleyballteam zusammen eine Party, weil sie beide 40 Jahre -so meine Erinnerung- erfolgreich MIT ihrer Prothese gelebt hatten. Das hat mich damals sehr beeindruckt – diese Lebenshaltung und dieser „coole“ Lebenswille.]