Eine Tat ist konkret und sichtbar, wenn sie durchgeführt wird. Es gibt meistens ein Ergebnis, das von dieser Tat „erzählt“. Einige Zitate von Adolph Kolping zeigen seine Wertschätzung für das Tun (im Gegensatz zum Reden):
„Nicht die Worte machen es, sondern die Taten.“ – „Die Tat ziert den Menschen.“
Ja, Menschen, die allein reden und nicht handeln, wo auch Handeln zählt, genießen einen eher schlechten Ruf. Aber umgekehrt: Sollten gute Taten nicht zur Verstärkung, zum besseren Verständnis,… nicht auch besser wörtlich gewürdigt werden?
In der Bibel wird die Heilung einen Taubstummen durch Jesus geschildert:
Jesus verließ wieder das Gebiet von Tyrus und zog über Sidon zum See von Galiläa, mitten ins Gebiet der Zehn Städte. Dort brachten sie einen Taubstummen zu ihm mit der Bitte, ihm die Hände aufzulegen. Jesus führte ihn ein Stück von der Menge fort und legte seine Finger in die Ohren des Kranken; dann berührte er dessen Zunge mit Speichel. Er blickte zum Himmel empor, stöhnte und sagte zu dem Mann: »Effata!« Das heißt: »Öffne dich!« Im selben Augenblick konnte der Mann hören; auch seine Zunge löste sich und er konnte richtig sprechen. Jesus verbot den Anwesenden, es irgendjemand weiterzusagen; aber je mehr er es ihnen verbot, desto mehr machten sie es bekannt. Die Leute waren ganz außer sich und sagten: »Wie gut ist alles, was er gemacht hat: Den Gehörlosen gibt er das Gehör und den Stummen die Sprache!« (Mk 7,31ff.)
Deuten wir das heute als Bescheidenheit, als Beleg dafür, dass er zu Lebzeiten noch nicht als der Sohn Gottes erkannt worden ist, oder die Absicht, durch dieses Verbot genau das Gegenteil zu bewirken? Diesem Kranken hat er die Zunge gelöst, DAMIT er sich öffnen kann.
In der Kolpingjugend wie auch im Kolpingwerk wird bewusst reflektiert. Wenn also alles an Handlung,… gelaufen ist, sprechen wir darüber. Wenn es bei der Reflexion nicht ums Nachkarten geht, sondern um ein besseres Verstehen, um ein Lernen (aus dem Fehler) oder um das Verstärken von etwas Gutem, wird die Handlung als solche noch einmal wertvoller. Nicht undiszipliniert drauf loszuplaudern oder lästern, sondern ganz offen (s.o.) und ehrlich miteinander darüber sprechen. Nichts anderes machst du wahrscheinlich, wenn du z.B. mit anderen im Auto von einer Beerdigung, Familienfeier, Konferenz, … im Auto nach Hause fährst oder später anderen davon persönlich erzählst.
Ich war vor kurzem auf einer Hochzeit. Es gab im Vorfeld viele „Worte“, Gespräche, Vorfreude, aber eben auch im Nachhinein. So wurde dieser schöne Anlass für alle noch schöner, umfassender verständlich,… .
„Reden ist Silber, Schweigen ist Gold!“ Dieses Sprichwort ist manchmal wahr, wenn zu viele Wörter „produziert“ werden. Aber wenn die richtigen WORTE dran sind, dann müssen sie ausgesprochen und gehört werden.
Mit der Taufe bekommen wir dieses „Effata!“ zugesagt.
Öffne dich und sprich dort, wo es deine Worte braucht.*
Treu Kolping, der ohne Zweifel auch ein guter Redner war.

*Ich weiß, dass mit diesem „Effata!“ das Offensein für Gott gemeint ist, aber Öffnungen haben immer zwei Richtungen.]
