1. Was bedeutet für Dich ein Tag der „älteren Generation“? Was bedeutet „älter werden“ im Allgemeinen?
Tja, älter, wann ist man und frau heute ÄLTER? Älter werden bedeutet für mich vor allem Erfahrungen sammeln, Situationen besser, gründlicher hinterfragen zu können, diese realistischer zu bewerten.
2. Du hast bei Kolping vieles bewegt, hast über Jahre Reisen angeboten, Kolpingsfamilien neu gegründet? Was bedeutet Dir das?
Gemeinschaft pflegen bedeutet es. Kolping ist ein katholischer Sozialverband, d.h. für mich andererseits ein Bündnis über Generationen. Dieses Leben mit und in einer generationenübergreifenden Gemeinschaft wieder neu zu entdecken, zu stärken, zu begleiten ist mein Ziel.
Dazu habe ich verschiedene Projekte gestartet, einige haben funktioniert, andere nicht. Erfolgreich bin ich mit meinem Reiseangebot, auch mit religiösen Angeboten in verschiedenen Kolpingsfamilien.
Da sind die Kolping-Reisen, die ich seit vielen, vielen Jahren und übers Jahr verteilt anbiete. Sie sind zwar ein Angebot an Menschen 50+, also an ältere Menschen, aber ich freue mich jedes Mal, wenn sich auch mal eine jüngere Person anmeldet. Bei Reisen mit älteren Menschen gibt es vieles abzuwägen. Zum einen sind da Befindlichkeiten im Verhalten miteinander zu berücksichtigen, Mobilitätseinschränkungen oder auch schon mal Überschätzungen des eigenen Könnens eines Teilnehmers oder einer Teilnehmerin einzukalkulieren. Und Missverständnisse untereinander sollten hier gar nicht erst aufkommen. Zum anderen sind da gleichzeitig gemeinsame Erlebnisse, schöne Momente, die ein solches Unterfangen, wie gemeinsam mit Kolping zu verreisen erst ausmachen.
Auch meine geistlichen Programme in den Kolpingsfamilien Vorst und Süchteln sind ein Angebot für jeden interessierten Christen, es nehmen allerdings überwiegende ältere Menschen teil. Wer geht schon freiwillig eine Woche lang jeden Morgen um 6 Uhr in eine kalte Kirche, um an einer Frühandacht, bei uns „Frühschicht“ genannt, teilzunehmen? Ja, und es kommen tatsächlich auch in Coronazeiten ca. 20 Personen zusammen. Themen wie „Mein Gott – ein Mensch“ mit Textbausteinen von Anselm Grün und anderen Autoren im Dialog vorgetragen und gemeinsam besprochen, sind ein guter Start in eine Woche.
Dafür muss ich dann auch viel Lesen, mich in Büchereien und Buchläden über Neuerscheinungen informieren. So kann Freizeit dann auch aussehen. Aber Alter! Ich habe Freude daran mich mit anderen über religiöse wie weltliche Themen auszutauschen. Und ich bin gerne gut informiert.
3. Was wünscht Du Dir für die Zukunft?
Als Einstieg zu dieser Frage erzähle ich kurz eine wahre Begebenheit: Ich saß im Sommer 2021 mit einer kleinen Delegation Kolpinger aus verschiedenen Diözesanverbänden im Kolpinghotel Frankfurt am Main, bei uns der designierte Weihbischof von Paderborn, Kolpingbruder Josef Holtkotte, noch Bundespräses. Plötzlich kam eine kleine Gruppe – Männer und Frauen – herein. Einer erkannte den Bundespräses, denn er kam auch aus dem Diözesanverband Paderborn. Die Begrüßung war herzlich und schon wurden Stühle gerückt und unsere Gruppe verdoppelte sich. Das Gespräch konzentrierte sich auf die bevorstehende Bischofsweihe in Paderborn.
Da kam mir ein Gedanke: Lasst uns die Kolpingsfamilie Silimgi, nach dem Titularbistum des neuen Amtsträgers, gründen. Gesagt, getan. Auf einer Serviette wurde die Gründungsversammlung dokumentiert. Begeisterung und Euphorie kamen auf. Schnell fanden sich aus dem Kreis der Anwesenden der gesamte Vorstand für die neue Kolpingsfamilie.
Was bedeutet diese Geschichte? Es lässt sich nicht alles im Leben planen. Aber die Situation erkennen und handeln, das ist mir wichtig. Kolping und den Gedanken dahinter – Gemeinschaft leben – ist meine Losung. Dies´ im Alltag zu leben und zu zeigen, jeden Tag neu und anders, das ist mein Wunsch.
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Zur Person
Maria Taube, KF Vorst + Süchteln, (75 Jahre jung),Bankkauffrau i.R. Hobbies. Vorsitzende des Kolpingwerkes Diözesanverbandes Aachen; Reisen, Geistliche Begleitung, Motivationstrainerin in Kolpingsachen
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Tag der älteren Generation
Der Tag der älteren Generation ist ein internationaler Aktionstag, der Menschen auf die Situation und die Belange der älteren Generation aufmerksam machen soll.
Dieser Tag wurde 1968 durch die Kasseler Lebensabendbewegung (LAB) ins Leben gerufen. Seitdem wird an jedem ersten Mittwoch im April durch Aktionen und Veröffentlichungen auf die Rolle der Senioren in der Gesellschaft aufmerksam gemacht.