- Kolping und ehrenamtlicher Arbeitsrichter – wie fing alles an?
Ich bin seit 41 Jahren Mitglied in der Kolpinggemeinschaft, einem katholischen Verband, gegründet vom Priester und Handwerker Adolph Kolping. Kolping lernte das Schuhmacherhandwerk, sah das Elend und die Ausbeutung bei den nichtfreien Handwerksgesellen und wollte einfach bessere Arbeitsbedingungen. Er gründete einen katholischen Männerbund für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen. Vielleicht wäre er heute Mitglied bei der KAB oder Gewerkschafter.
In dieser Tradition wollte auch ich Gutes tun, als ich vom Kolpingbruder Norbert Brüggen vor über 20 Jahren angesprochen wurde. Seitdem bin ich Ehrenamtlicher Arbeitsrichter, was mir wirklich gefällt. Gerade wurde ich ein viertes Mal wieder berufen.
2. Wie läuft so ein Tag bei Gericht ab?
Mein Einsatzort ist, da ich selber im Rhein-Kreis Neuss beschäftigt bin, bis zur Corona-Pandemie das Amtsgericht Neuss gewesen. Hier tagt die IV. Kammer des Arbeitsgerichts Mönchengladbach. Mein Einsatz ist an vier bis sechs Tagen im Jahr als Ehrenamtlichem Richter. Dabei vertrete ich die Arbeitnehmerseite. Gemeinsam mit einem Vertreter oder einer Vertreterin der Arbeitgeber und dem oder der hauptamtlichen Richter oder Richterin treffen wir uns meist um 8.30 Uhr, besprechen die zu verhandelnden Fälle und beginnen um 9.00 Uhr mit der ersten Sitzung.
Seit Beginn der Corona-Pandemie tagen wir nicht mehr in Neuss, da der dort vorhandene Gerichtssaal nicht die Möglichkeit gibt, Corona-gerechte Abstände einzuhalten. Seit 2020 finden daher die Sitzungen in einem ausreichend großen Saal in Mönchengladbach statt.
Verhandelt werden meist Fälle aus dem Bereich „Fristlose Kündigungen“, „Straftaten im Unternehmen“ oder „Rentenklagen“. Letztere treffen Unternehmen, wenn Rentenzusagen von Seiten der Unternehmen nicht eingehalten werden.
Eine Sitzung verläuft dann in den Schritten der Verlesung der Klage, die Anhörung von Klägern und Beklagten, einer Fragerunde an die streitenden Parteien und die anschließende Besprechung, wie der Fall zu bewerten ist. Hierfür ziehen wir uns dann zurück, besprechen das Für und Wider. In seltenen Fällen sind wir uneins. Meist sind die Punkte für eine einhellige Entscheidung schnell gefunden.
Aus diesen selbst miterarbeiteten Verfahren lerne ich seit Beginn viel, kann das Wissen in meiner Verwaltung bei Bedarf weitergeben und entsprechende Fragen meiner Kollegen und Kolleginnen beantworten
3. Was ist unser Wunsch für die Zukunft?
Weniger Egoismus in der Arbeitswelt, unter den Kollegen und Kolleginnen, den Vorgesetzten, ein harmonisches Miteinander im Arbeitsleben. Für mich ist Solidarität ein hohes Gut, wären Veränderungen in der Arbeitswelt dringend geboten, damit ein auskömmliches Arbeitsklima entsteht.
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Zur Person
Gregor Bürger, 54 Jahre, Verwaltungsfachangestellter, Kolpingsfamilie Mönchengladbach, früher Dieburg, verheiratet, Hobby: Ehrenamtlicher Richter