Mit der „Theologie der Verbände“ (Anteil der Verbände an der Sendung der Kirche) hat die Hauptversammlung des BDKJ 2018 für die katholischen Jugendverbände etwas beschrieben, das ohne Zweifel auch für alle anderen katholischen Verbände zutrifft. Hier wird verdeutlicht, was gewiss vielen im Kolpingwerk nicht neu ist, aber doch immer `mal wieder z.B. im Aufeinandertreffen mit der territorialen Seelsorge in den Pfarreien aufgezeigt und betont werden muss: In katholischen Verbänden ereignet sich Kirche! Katholische Verbände sind ein Teil der Kirche und nicht nur eine nette Zugabe!
Vielfach zeigt sich in den Veränderungsprozessen (auch im Bistum Aachen) etwas, das nicht neu ist, etwas, das im Grunde mindestens so alt ist wie die katholischen Verbände: Kirche auf das zu beschränken, was sich im engeren Sinne in der Pfarre und ggf. im Zusammenspiel mit dem Pfarrer abspielt, wird dem „Phänomen Kirche“ nicht gerecht.
Es gibt nicht nur eine einzige kirchliche Wirklichkeit, sondern mehrere. Mit den Verbänden ist den Christinnen und Christen speziell in der katholischen Kirche gelungen, die Lebenswelten z.B. ausgehend von den Wandergesellen, den Handwerker*innen, Auszubildenden …. ernst zu nehmen und ihr als Kirche gerechter zu werden. Und zugleich haben sich Menschen einer Lebenswelt in ihrem Verband unabhängig und selbstbewusst ihren Platz in der Nachfolge Jesu Christi gestaltet und etabliert.
Und genau das werte ich zunehmend (wieder) als Chance für die Kirche, die mehr denn je um ihren Lebensweltbezug ringen muss, damit sie im Leben und im Glauben der Menschen relevant bleiben will. Hier bieten die Verbände -das Kolpingwerk als Verband sogar für Kinder, Jugendliche und Erwachsene- eine Möglichkeit, als Christ*in mit anderen Christ*innen zu leben und zu glauben. Die derzeitigen Suchbewegungen im Zuge der Veränderungsprozesse, der synodalen Wege werden in den Verbänden auch fündig, wenn es um Demokratie, umfassende Beteiligung, Selbstorganisation, Ehrenamt, geschlechtergerechte Machtwahrnehmung, Rechenschaftspflicht, … geht.
Man kann also durchaus Verbände von anderen Formen, Glaube sichtbar und wirksam zu leben wie z.B. in einer Pfarrei, unterscheiden, OHNE sie davon trennen zu müssen! So lernt man „Einheit in Vielfalt“ sogar neu kennen, weil alle ein Teil dieser Vielfalt sind und dadurch die Einheit erst eröffnet ist.
Es wird im Kolpingwerk, in unserer Verbandsfamilie geheiratet, getauft, beerdigt. … . Und wenn wir uns bei Kolping ja als Kirche verstehen, könnten doch auch Firmung oder die Erstkommunion für uns –wie auch immer- ein Thema sein. Wir wären ohnehin nicht die ersten. Und wer diese Möglichkeiten nicht als bedrohlich empfindet, sondern als echte Bereicherung, die/der sorgt sogar für eine „MEHR“ an Kirche, auch wenn vieles vermeintlich darauf hindeutet, dass wir uns zukünftig mit „weniger Kirche“ abfinden müssen.