Vom Befreiungstheologen Leonardo Boff (*1938) ist ein Erlebnis und eine Erkenntnis überliefert, die mich selbst sehr in den Bann gezogen hat und immer noch zieht.
Mitte der Sechziger Jahre erhält Leonardo Boff, der sich gerade in Deutschland aufhielt, die traurige Nachricht von seinen Geschwistern, dass sein Vater verstorben ist. In dem liebevoll verfassten Brief von zu Hause entdeckt er ein wenig später einen Zigarettenstummel. Es war genau die Zigarette, die sein Vater zuletzt kurz vor seinem Tod noch geraucht hatte.
In den Sakramenten können wir Christen/Katholik*innen Gott begegnen, um es ganz kurz zu beschreiben. Greift Leonardo Boff „etwas zu hoch“, wenn dieser Zigarettenstummel für ihn persönlich sakramental wird?! Nein!
Für ihn ist dieser Zigarettenstummel „heilig“. Sein Geruch und der Umstand, dass die Lippen des Vaters diese Zigarette berührt haben, vielleicht auch die Marke, lassen seinen Vater für ihn sehr präsent sein, obwohl er tot ist.
Ich persönlich umgebe mich auch mit bestimmten Dingen, die mich im Alltag sehr an verstorbene Menschen erinnern. Mit ihnen so alltäglich verbunden zu sein, mag ich sehr, und es macht mich eigentlich auch nicht traurig. Es hält die Geschichte zwischen mir und denjenigen Menschen lebendig, die mir viel bedeuten, die aber verstorben sind.
Müsste im besten Falle nicht jede „Sakramentenspendung“ auch mit einer -im wahrsten Sinne des Wortes- spürbaren Geschichte verbunden sein, dass ich so etwas wie Begegnung erleben kann, auch wenn ich „ein Stück Brot“ esse“!! Ja!!
Bleib stark in deiner Fähigkeit, dich lebendig zu erinnern!
Geh in deinen Gedanken doch einmal durch deine Kisten oder Schubladen. Oder besser noch: Nimm dein Erinnerungsstück jetzt in die Hand und schaue es an.
Es tut so gut und ist so wichtig, oder?!!
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