Du betrachtest gerade Was ist der „Schlüssel“ zu Gott?

Was ist der „Schlüssel“ zu Gott?

Vor einigen Tagen war ich in einem Begräbnisgottesdienst und hatte durch meinen Stehplatz einen nachhaltigen Blick auf das große Kirchenfenster, das den Hl. Petrus als Patron dieser Kirche zeigt, wie er von Jesus den „Schlüssel zum Himmelreich“ erhalten hat ( Mt 16,19f. : „Ich werde dir die Schlüssel zu Gottes neuer Welt geben. Was du hier auf der Erde für verbindlich erklären wirst, das wird auch vor Gott verbindlich sein; und was du hier für nicht verbindlich erklären wirst, das wird auch vor Gott nicht verbindlich sein.“).

Das Leben der Verstorbenen wurde geschildert und in den Köpfen der Anwesenden waren ohne Zweifel unsichtbar viele erlebte Geschichten und Erinnerungen mit ihr präsent.

Wir Menschen sind traurig, weil wir zuvor geliebt haben oder auch „nur“, weil ein Mensch traurig ist, den wir lieben. Und die Worte „Mein herzliches Beileid.“ drücken im Grunde genau das aus. Und noch besser, wenn sie mit einem liebevollen Blick oder gar in einer Umarmung gesprochen werden. Wie oft wird das an diesem Tag geschehen sein?!!

Stirbt ein Mensch, nimmt Gott ihn bei sich auf. Sofort! Wir brauchen eigentlich nicht mehr darum bitten und beten. Sollte dann der Tod bzw. die Auferstehung der -alleinige- „Schlüssel“ zum Himmel sein?

Da schaue ich immer wieder auf dieses Kirchenfenster und sehe Jesus, der selbst erst Mensch für uns geworden ist. Er gibt den Schlüssel zum Himmelreich an den Menschen Petrus weiter, der zu Beginn deutlich sagt, dass er ein „Sünder“ (Lk 5,8) ist. Der bei der Gefangennahe Jesu dem Malchus ein Ohr abschlägt (Joh 18,10) und der Jesus am Ende mehrfach verleugnet (Mk 14,72).

Vielleicht geht es hier nicht um Vollmachten/Macht , sondern darum, dass die Menschlichkeit, unsere(!) Menschlichkeit ein „Schlüssel“ dazu ist, wie wir Gott nahe sein können. Das spüren wir besonders, wenn wir emotional erfasst sind wie bei einer Beerdigung, aber auch genauso bei dem ersten Kuss in einer Beziehung. Das dürfen wir nicht zur „Gefühlsduselei“ abwerten. Es ist unsere starke menschliche Eigenschaft. Und jedes Mal, wenn Jesus so „menschlich“ gehandelt hat, hat er uns dadurch Gott nähergebracht und uns von ihm begeistert sein lassen.

Der Mensch und die Menschlichkeit sind zwei ganz zentrale „Schlüsselbegriffe“ in unserem Verbandsverständnis und auch in der Kirche. Das Reich Gottes können wir schon mit unserer Menschlichkeit/Liebe anfangen lassen, so wie es die Verstorbene gewiss auch getan hat.

Treu Kolping!