Heute nimmt Peter Witte mal die Perspektive seiner Kinder Felix (10) sowie Meike und Svenja (beide 8) ein, die auch seit 7 Wochen am heimischen Schreibtisch lernen.
Eigentlich ist dieses „Home-office“ gar nicht so schlecht. Wir dürfen länger schlafen als sonst und gehen auch später ins Bett. Und der Schulweg ist kürzer – nämlich nur die Treppe hoch in unsere Zimmer. Den Stundenplan bekommen wir von Mama, die alle E-Mails der Lehrer durcharbeitet und daraus Stundenpläne bastelt. Manchmal haben wir Glück, und die Aufgaben kommen erst am Montagmorgen, dann haben wir so lange noch „frei“. Mama ist übrigens an drei Tagen bei uns und Papa an zwei – immer abwechselnd.
Um 9.00 Uhr müssen alle am Schreibtisch sitzen. Leider muss jeder in seinem eigenen Zimmer lernen; viel lieber wären wir alle zusammen, das wäre lustiger und außerdem könnte Felix den Schwestern dann helfen (das ist auch einfacher als Latein zu übersetzen). Aber Mama und Papa erlauben es nicht, weil wir da am Anfang zu viel Quatsch gemacht haben.
Um 10.30 Uhr ist Frühstückspause. Meistens gibt es einen Obstteller, aber manchmal machen wir uns trotzdem ein Müsli. Wenn Papa zuhause ist, spielen wir auch was zusammen – Uno, Schwimmen oder Phase 10. Wenn es Papa besonders Spaß macht, wird die Pause auch mal überzogen, denn eigentlich ist sie um 11 Uhr zuende und wir müssen wieder hoch und weiterarbeiten. Manchmal ist das ja ganz leicht, aber meistens haben wir dann schon keine Lust mehr. Es ist blöd, wenn man die ganze Zeit alleine ist. In der Schule sind da wenigstens auch die anderen Kinder und zwischendurch macht auch die Lehrerin mal etwas Lustiges, oder wir singen etwas oder haben Sport. Deswegen gehen wir zwischendurch doch mal in ein anderes Zimmer. (Und wenn wir leise genug sind, merkt es auch keiner!)
Svenja hat es gut, die darf manchmal an den Computer, weil ihr Lehrer ihr Lernvideos aufgenommen hat. Mittlerweile kann sie den PC auch schon alleine bedienen. Eigene Computer haben wir ja noch nicht und nur Felix hat ein Handy. Das ist gemein, weil ALLE anderen (mindestens vier!!!) auch schon ein Handy haben. Manchmal zeigt Felix den Mädchen immerhin auf seinem Handy lustige Filme. In einem tut ein Junge so, als wäre er ein Lehrer und erfindet immer neue Arbeitsaufträge für die Schüler, weil er meint, dass sich diese langweilen würden zuhause. Wir langweilen uns nur, wenn wir Schulaufgaben machen sollen.
Um halb eins ist Mittagspause. Dann können wir erst noch was spielen. Im Moment bauen wir ein großes Legoset von Papa auf. Das hat 1.700 Teile, und einige davon leuchten im Dunkeln. Aber wir dürfen es nur aufbauen und nicht behalten.
Mittagessen gibt es meistens um ein oder zwei Uhr. Manchmal schmeckt das Essen gut, aber manchmal fehlt uns auch das Mittagessen in der Schule (obwohl wir schon fast gar nicht mehr wissen, wie das geschmeckt hat…). Beim Mittagessen wird Mama oder Papa – je nachdem, wer von den beiden da ist – oft sauer, weil wir uns nicht richtig benehmen würden. Aber was können wir denn dafür, wir sind ja schließlich nicht in der Schule, wo man sich immer benehmen muss.
Trotzdem dürfen wir nach dem Mittagessen eigentlich immer die „Sendung mit der Maus“ gucken, das haben sogar die Lehrer gesagt. Und wenn dann keiner kommt, schauen wir anschließend, was auf Toggo oder Kika so läuft. Dann geht’s nach draußen. Wir haben ein Trampolin im Garten und einen großen Sandkasten. Noch besser ist aber unsere „Baustelle“. Das ist ein Kreis, wo mal Rasen war und jetzt nur noch Erde. Da haben wir so richtige Gräben gebaut und füllen die immer richtig schön mit Wasser, das macht Spaß.
So um 17 oder 18 Uhr müssen wir dann aber meistens nochmal an den Schreibtisch, weil wir morgens nicht fertig geworden sind. Das ist mal richtig blöd. Aber abends kontrolliert Mama immer, ob wir alles geschafft haben. Das ist aber auch ungerecht, weil Meike viel weniger machen muss als Svenja. Und Felix muss noch mehr machen und viel schwierigere Sachen.
Wenn wir unsere Wochenaufgaben nicht schaffen, müssen wir auch am Wochenende noch an den Schreibtisch. Das ist mal richtig blöd, weil man dann ja irgendwie nie richtig frei hat. Das war in den Osterferien besser.
Bald soll die Schule irgendwie wieder anfangen. Wir freuen uns auf unsere Freunde und auf die Lehrer – und auf die Sommerferien!