Der Moment vieler Jahresrückblicke ist gekommen – die Kraft der Erzählung wird wieder besonders sichtbar
Jeder Fernsehsender wird ihn bieten: den Jahresrückblick. Und viele Menschen werden bewusst einschalten. Bist du auch ein jemand, die/der selbst Jahresrückblick hält und empfänglich dafür ist?
Diese Sendungen sind immer sehr emotional. Die musikalische Untermalung lässt keinen Zweifel, wenn es so weit ist. Berühmte Persönlichkeiten moderieren und brauchen immer auch Zeitzeugen oder Betroffene, die zu Wort kommen. Und die Aufgabe dieser Gäste ist, von sich und ihrem Erlebnis und ihrer Erfahrung zu erzählen. Ohne geht es eben nicht. Das ist der Moment größter Anteilnahme der Zuschauenden und zugleich der wichtige Moment, in dem wir „andocken“ (mitfühlen). Wo uns etwas deutlich wird und wir etwas glücklich oder schmerzlich verstehen. Das lässt uns zuschauen.
„Erzählungen sind stärker als Argumente.“ Leider konnte ich diesen Satz nirgendwo als Zitat zuordnen, dabei ist er für mich so wahr.
Braucht ein Argument wirklich Zahlen und Fakten, um zu überzeugen? Oder ist es doch eher die gute Geschichte, das gute Erzählen eines echt auftretenden Menschen, der uns gewinnt. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir Menschen auf Erzählungen und die erzählenden Menschen besonders reagieren. Ich erinnere mich an die Geschichten in einem Vortrag, einer Predigt am besten und am längsten.
Darum ist die Bibel auch unendlich viel interessanter als der Katechismus! Sie bietet Erzählungen!
In dir steckt ein ganzes Jahr und unendlich viele Geschichten und Erzählungen, die dich verändert haben. Bestimmt nicht nur wunderschöne Geschichten. Aber auch die sehr traurigen und unglücklichen Erfahrungen sind da und wollen -da bin ich mir sicher- erzählt werden. Mit jedem neuen Wort, das du dir auswählst, deutest du deine Erfahrungen. Du veränderst dich und du entwickelst dich. Hoffentlich auch nach leidvollen Erlebnissen! Es soll raus aus Herz und Seele.
Und wenn ich dir nun für das kommende Jahr 2023 ALLES GUTE wünsche, verbinde ich damit den Wunsch, dass du jemanden findest, dem du deine Geschichten anvertrauen kannst. Jemand, in dessen Gegenwart du deine Geschichte frei erzählen kannst. Oder es ist genau dein Ohr und dein Blick, das bzw. den jemand braucht, um sein Glück oder auch sein Leid mit dir zu teilen. Das wird dann nicht vor einem Millionenpublikum stattfinden und von dramatischer Musik untermalt sein. Ich glaube sehr, dass genau das unser Glück vertiefen und unser Leid wandeln kann. Also? Was ist deine Geschichte? Welche Überschrift würdest du ihr jetzt spontan geben? Wer wartet auf dich?
Ob es wie ein Gebet ist, wenn du dir deine Geschichte zuerst selbst -IHM- erzählst? Warum nicht?!
Für dich und gerne auch durch dich das Beste im neuen Jahr! Treu Kolping.