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Nicht die Wirkung des Konjunktivs unterschätzen!  Das W Ä R E  „verkehrt“!

Mir geht es nicht um die Rettung des Konjunktivs im Sinne des sprachlichen Reichtums. Wenn es also in der Deutschstunde in der Schule hieß: „Böte er mir doch eine Tasse Kaffe an!“ und nicht „WÜRDE er mir eine Tasse Kaffee anbieten.“ Lohnt sich bestimmt auch. Hier wäre es aber „Thema verfehlt.“ 😊

Nein, mir geht es darum, dass etwas noch nicht Wirklichkeit ist und wir es doch sprachlich zum Ausdruck bringen können. Ungefähr so: „Und in Zukunft würden wir alle gleichberechtigt leben. Und Frauen hätten identische Rechte innerhalb unserer Kirche. Die Bewahrung der Schöpfung besäße oberste Priorität und Krieg wäre kein Mittel mehr, um Interessen durchzusetzen…. .“

Wir haben also allein schon sprachlich die Möglichkeit, etwas zu beschreiben und zu wollen, das es noch nicht gibt und das noch nicht faktisch geworden ist. Und dennoch ist es Bestandteil unseres Denkens und baut Wirkung auf. Charismatische Menschen können dieses Phänomen sehr gut einsetzen, Menschen für Ideen und Ziele zu gewinnen. Und schon ändert sich unser Denken und Handeln. Und das, was im Konjunktiv formuliert wurde, wird mit der Zeit und durch die Menschen immer faktischer.

Wahnsinn, dieser Konjunktiv, oder?!!

Wir können also (als Christen) so leben, als könnte alles anders sein: Ein paar Tage verkehrte Welt, Hierarchien drehen sich um, Autoritäten (u.a. in den Rathäusern) werden entmachtet, über jeden Schrecken wird möglichst gelacht (Themenwagen in so manchen Karnevalsumzügen) und jeder feiert mit jedem, als „wären“ wir alle eine große Gemeinschaft. So ist doch Karneval! Der gefeierte Konjunktiv mit realem Frohsinn!

Das macht uns auch bereit für das Osterfest, das uns ein Leben verspricht, als wäre der Tod nicht das Ende. Und Jesus braucht diesen Konjunktiv längst nicht, wenn er sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“(Joh 11,25) Diesen Satz will ich auf keinem Begräbnis als Konjunktiv (…könnte leben…) hören müssen.

Uns aber eröffnet der Konjunktiv, das Faktische zu verlassen und das Mögliche Wirklichkeit werden zu lassen. Was Sprache alles kann!!

Treu Kolping!