1. Deine tägliche Arbeit in einem Krankenhaus, wie ist die Situation zurzeit?
Ich arbeite hier in einem eher kleinen Haus mit zwei Internistischen Stationen, einer Intensivstation, einer chirurgischen Abteilung, Dialysezentrum und Notarztstation. Als examinierte Krankenschwester im Nachtdienst kann ich überhaupt nicht klagen. Die Kolleg*innen in der Tagschicht haben da schon etwas mehr um die Ohren. In der Nacht hier in der Chirurgie geht es ja eher um die Betreuung, Versorgung und Beobachtung. Tagsüber, wenn die Ärzte und Ärztinnen operieren, die Patienten wach sind und betreut werden, ist es schon sehr viel anstrengender, intensiver. Allerdings merkt man das Fehlen der Besucher*innen im Haus, die die Kranken zum gesundwerden brauchen. Im Moment haben wir eine gute Belegung, achten aber darauf, dass für Corona-Notfälle ausreichend Pfleger*innen und Ärzt*innen einsetzbar sind.
2. Wie ist aus deiner Sicht im Moment die Corona-Lage vor Ort?
Wir haben hier im Haus 15 Betten in einer Einheit für Corona-Patienten aus dem Umland. Hier im Rhein-Erft-Gebiet sind die Infektionszahlen heute wie auch dieser Tage eher wieder gering. So gibt es zwar auf der Station zurzeit acht belegte Betten, davon aber auch viele Verdachtsfälle. Die wirklich schweren Fälle werden in die Großkliniken nach Aachen oder Köln ausgeflogen. Wir sind für die nicht so schweren Verläufe aber ein gut aufgestelltes Haus, fühlen uns hier auch gut betreut. Also alles im grünen Bereich.
Und dann kommt man manchmal schon ins Grübeln. Wenn so ein junger Mann von 36 oder 37 Jahren erkrankt, im April 2020 war das. Er wurde als Verdachtsfall eingeliefert, erst nach dem dritten Test als Corona-positiver erkannt, behandelt und ist heute zum Glück wieder gesund!
3. Was wünscht du dir für die Zukunft?
Ich wünsche mir zurzeit mehr Gelassenheit bei der Bevölkerung im Umgang mit der Pandemie. Ich wünsche mir natürlich ein schnelles Ende, aber auch Weitblick, dass dieser Wunsch Zeit braucht, Zeit für die Gesunden, Zeit für die Kranken wieder gesund zu werden.
Wichtig ist für mich, dass soziale Kontakte nicht abreißen dürfen. Menschen muss die Möglichkeit gegeben werden miteinander zu sprechen, sich zu sehen. Das gilt für Oma und Enkel, das gilt aber auch für Feuerwehr- und Vereinsleben, Sportvereine, Kolpingsfamilien und viele mehr. Das ist gut für Seele und Geist. Auf Dauer hilft da auch kein Telefon, kein Internet. Menschen brauchen Menschen.
Daher wünsche ich uns allen nicht so viel Angst vor sich herzutragen. Wichtig ist der Respekt vor dem Virus. Aber das Soziale, das Zwischenmenschliche darf nicht verkümmern. Soziale Selbstisolation schadet oft der Psyche, was dann oft in Depressionen, Ängsten, noch mehr Einsamkeit endet. Wenn sich aber alle, wirklich alle an die gesetzlichen Regeln halten würden, wäre diese Angst nicht nötig, könnten wir eben gelassener in den Tag gehen.
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Zur Person
Ich bin Birgit Holländer, examinierte Krankenschwester in einem kleinen Krankenhaus. Ich bin Kolpingschwester aus der KF Jülich. Im Vorstand der Kolpingsfamilie bin ich seit bestimmt 25 Jahren, auch habe ich lange Zeit auf Diözesanebene mitgearbeitet. Meine Hobbies sind im Winter Skifahren, kreatives Arbeiten.
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Welttag der Kranken
Der Gedenktag wurde 1993 von Papst Johannes Paul II. (bürgerlich Karol Józef Wojtyła, *1920 – †2005) im Erinnerung an alle von Krankheit heimgesuchten und gezeichneten Menschen eingeführt. Er wird jährlich am 11. Februar, dem Gedenktag Unserer Lieben Frau in Lourdes begangen.