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Zum Tag der geistlichen Berufe ein Interview mit Diakon Wilfried Elshoff

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1.Warum hast Du Dich für diesen Berufswechsel entschieden, warum Diakon statt Bänker?
War es Eingebung? War es Vorsehung? War es Zufall?

Es war ein Berufungserlebnis für mich, wie ich es nie zu vor erlebt habe! Bei der spontanen Übernahme der Beerdigung meines konfessionslosen Schwagers in 2009 spürte ich ganz tief in meinem Innersten, ich werde Diakon! Nach 25 Jahren erfolgreicher und leidenschaftlicher Tätigkeiten in zwei der größten deutschen Bankhäuser, ich habe eine Banklehre und ein BWL-Studium hinter mir, war ich mir sicher, dass Gott mir einen neuen, ganz eigenen Weg zeigt und dass Diakon meine wahre Berufung ist.

Aber was macht denn so ein Diakon? Erst einmal studieren! Dabei dachte ich schon mit 35 Jahren: Gott sei Dank brauchst Du keine Prüfungen mehr über dich ergehen lassen! Und dann lass‘ ich mich auf ein Studium mit 16 Fächern ein! Gott sei Dank habe ich mich vorab nicht über diesen Umfang informiert! Dann waren da noch zwei Zulassungsbedingungen, die ich nicht erfüllen konnte. Zum einen war ich 2011 mit Beginn des Studiums schon im 51. Lebensjahr, zum anderen hatte ich die Bank vorausschauend schon zum Ende 2010 gekündigt! Beides eigentlich „no goes“ für die Kirche, aber nach einem Briefwechsel mit Bischof Heinrich Mussinghoff, dem meine Begeisterung für das Diakon-Werden nicht entgangen ist, bekam ich dann das Einverständnis für meinen Weg zum Diakon.

Von 2011 bis 2015 habe ich dann Theologie studiert, wurde im November 2015 im Aachener Dom geweiht und bin seitdem mit großer Begeisterung ehrenamtlicher Diakon, der mit großer Liebe tauft, Hochzeiten assistiert, Wort-Gottes-Feiern leitet und predigt. Dass meine Frau meinen Weg stets mit großer Sympathie und Wohlwollen begleitet hat, war mir dabei sehr wichtig!

2. Was sind Deine (großen) Ziele, was ist Dein Anspruch an dieses Amt?

Immer war es für mich ein Ziel, als Diakon ein Gegengewicht zu der Institution Kirche mit ihren auch heute noch (latent) bestehenden Machtstrukturen darzustellen. Allein um ein Miteinander und nicht mehr um ein Von-Oben-Herab geht es mir und darum, dass die Menschen wieder eine Heimat in ihrer Glaubensgemeinschaft finden können. Ebenso wichtig sind mir die ehrliche und rigorose Aufarbeitung des Missbrauchsthemas mit entsprechenden Konsequenzen bei den Kirchenoberen, die Gleichbehandlung von Laien und Klerikern, die Entsendung von Frauen auch als Diakoninnen, allgemein mehr Gedankenfreiheit in Wort und Tat.

Der jetzt beendete „Synodale Weg“ ist für mich eher ein Ausweichmanöver, das letztendlich und lediglich darauf abzielt, in Anpassung an die kleiner werdende Zahl von Priestern die Strukturen durch Zusammenlegung der Gemeinden anzupassen.

Also muss hier die Antwort lauten: Weitermachen, Kirche von unten erneuern!

3. Was wünschst Du Dir für (Deine) Zukunft?

Dass Kirche es endlich mehr und konsequenter mit der Wahrheit hält! Um es mit Johannes zu sagen:

„Jesus sagt: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben;
niemand kommt zum Vater denn durch mich.“
Johannes 14,6

Glauben, Hoffnung, und bei vielen Fragen des katholischen Glaubens, “dranbleiben“!

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Zur Person

Wilfried Elshoff, 62 Jahre; Diakon und Präses der Kolpingsfamilie Otzenrath

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Tag der geistlichen Berufe

Von Papst Paul VI. eingeführt.