1.Jedes Jahr zum 15. September wird durch die Vereinten Nationen an die Wichtigkeit des Demokratieerhalts weltweit erinnert. Wie sieht es damit in Deutschland aus? Was lässt sich verbessern?
Demokratie ist schon ein zartes Pflänzchen und wächst am besten vor Ort in den Städten und Gemeinden, wo man ganz nah dran ist. In einem kleinen Gemeinderat wie in Grefrath sind wir da besonders in der Pflicht, Entscheidungen zu treffen, die funktionieren und akzeptiert werden. Es geht meistens um die konkrete Sache, nicht um abstrakte Parteilinien. Wir sind mit den anderen Fraktionen im Gespräch und haben in den letzten Jahren gemeinsam viel geschafft: neue Kitas, Ausbau der Schulen für OGS, Neubau einer Lehrschwimmhalle und Sanierung des Eisstadions, neue Wohngebiete, bessere Radwege, konkrete Förderungen zum Klimaschutz. Wir versuchen keinen Streit zu kultivieren, sondern Lösungen zu finden.
„Kommunalpolitik ist gut, wenn sie keine Wellen schlägt.“ – Christian Kappenhagen
Für gelebte Demokratie habe ich auch kein Patentrezept, weil das oft anstrengend, zeitintensiv und nicht einfach zu durchschauen ist. Demokratie lebt vom Mitmachen, nicht online oder in der privaten Meckerecke, sondern dort wo debattiert und entschieden wird. Daher freuen sich alle Parteien über neue Mitglieder, die dann z.B. auch für den Gemeinderat kandidieren, aber einfordern kann man das ja nicht. 2025 sind in NRW wieder Kommunalwahlen, da kann dann jeder einzelne, wenn er auch keine Zeit für Gremienarbeit hat, zumindest mit einer demokratischen Wahlentscheidung helfen, dass wir beieinanderbleiben.
2. Was trägt dazu bei, Euer politisches Handeln für die Wähler und Wählerinnen transparenter, verständlicher und akzeptabler zu machen?
Am besten ist immer das persönliche Gespräch. Auf dem Dorf kennt man sich ja oft noch, spricht beim Schützenfest oder im Verein auch mal über eine Brücke, die zu lange kaputt ist oder den unbeleuchteten Schulweg. Ich finde es wichtig, dass Kommunalpolitik so konkret erklärt wird. Wir haben z.B. in diesem Jahr einen großen Flyer mit allen fertigen, aktuellen und geplanten Projekten gedruckt und an 6.000 Haushalte verteilt. Das hilft schon, „die Politik“ ein bisschen transparenter zu machen. Die wenigsten Leute holen die Informationen aktiv ab, da ist der Flyer im Briefkasten ein gutes Mittel. Ergänzend sind Onlineauftritte, Diskussionsveranstaltungen usw. wichtig. Sehr gut angenommen werden bei uns traditionell die Podiumsdiskussionen mit den Bürgermeisterkandidaten, die die beiden Grefrather Kolpingsfamilie seit 1999 vor jeder Kommunalwahl anbieten.
3. Was wünscht Du Dir für die Zukunft?
Ich hoffe, dass wir auch künftig noch genug Menschen finden, die nicht den vermeintlich einfachen Lösungen der Populisten hinterherlaufen, sondern bereit sind, auch für schwierige Fragen gute Antworten zu erarbeiten.
Zur Person
Christian Kappenhagen, Vorstandsmitglied der Kolpingsfamilie Grefrath, 44 Jahre, Dezernent einer Kreisverwaltung, Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat Grefrath
Tag der Demokratie
Die Vereinten Nationen haben 2007 diesen für uns alle wichtigen Tag ins Leben gerufen. „Der Tag soll daran erinnern, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist. Sie funktioniert nur dann gut, wenn viele Menschen sich immer wieder dafür einsetzen und die demokratischen Rechte schützen. Zum Beispiel indem sie wählen gehen, Unterschriftenaktionen für oder gegen bestimmte Dinge starten oder in Parteien mitmachen.“
Quelle: https://www.zdf.de/kinder/logo/tag-der-demokratie-100.html