Ab und an ist es gut, sich zu verorten. Meistens erfolgt das recht spät, wenn man verunsichert ist und neue Sicherheit gewinnen will. Ich habe Verbände aber auch so erlebt, dass sie das regelmäßiger machen.

Als sich im 19. Jahrhundert und in der Folgezeit die kath. Verbände in ihren Gründungen nur so „überschlagen“ haben und so quasi für jede Lebenswelt (Handwerker, Arbeiter, Frauen, Schützen, Sportler, Pfadfinderinnen,…) ein Verband entstanden ist, war das auch ein nötiges Ernstnehmen der nicht selten prekären Lebensverhältnisse der betroffenen Menschen. Mit einem spezifischen Blick auf die (Lebens-) Welt der Menschen ist so die katholische Kirche auf die Menschen zugegangen, und daraus wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts so etwas wie ein verbandliches System innerhalb der kath. Kirche. Es kam den Menschen zugute und gleichzeitig bestand eine Bindung zur (Amts-) Kirche.

Die miserablen Lebensverhältnisse vieler Handwerker, Arbeiter war nicht nur eine enorme gesellschaftliche Herausforderung, sondern ebenso herausfordernd für die Umsetzung des Evangeliums. Und die katholische Kirche hat mit der Formulierung ihrer Sozialprinzipien (Personalität, Subsidiarität, Solidarität) die Werte des Evangeliums, der Bibel auch für diejenigen verstehbar und gar attraktiv gemacht, die vielleicht für sozialistische Werte offen waren und nicht zuerst kirchlich unterwegs waren.

So ist der Bezugspunkt für das verbandliche Dasein und Handeln der Mensch und das Evangelium zugleich. Indem wir dafür sorgen, dass die gemeinsame Schnittmenge möglichst groß ausfällt, gewinnen christliche Werte und Ziele an Relevanz.

Das ist nicht nur schön, das ist wesentlich.

Jetzt in der Sommerpause entsteht schon ´mal eine Pause oder Unterbrechung, so dass wir „von oben“ auf uns schauen können. Und erkennen, wie die persönlichen Schnittmengen aussehen und wo etwas wie genau passt.

Treu Kolping