Unser stv. Diözesanvorsitzender Ralf Schröder ist Direktionsbeauftragter in einem Düsseldorfer Versicherungsunternehmen und hat bereits mehrere Wochen Homeoffice hinter sich. Hier stellt er vor, wie es dazu kam und wie es ihm mittlerweile damit geht.
Sonntag, 01.03.2020 – 17:30 Uhr: Gerade hatte ich mich fertig gemacht, um zum Jugendgottesdienst in die „Alte Kirche – Lobberich“ zu fahren, als das Telefon klingelt. Unbekannte Nummer – geh mal schnell ran.
Danach hat sich Vieles verändert. Ein Kollege sei vermutlich an Corona erkrankt. Zur Vorsicht sollen wir alle sofort zu Hause bleiben. Also, kein Jugendgottesdienst und ein ganz mulmiges Gefühl im Bauch.
Was tun? Die Termine der nächsten Woche konnte ich absagen, was aber blieb, war die Ungewissheit und ein unruhige Nacht.
Am Montag, 02.03.2020, hieß es dann, sich zu Hause im HomeOffice einzurichten. Glücklicherweise bin ich aufgrund meiner Tätigkeit mit einem Laptop und Zugang ins Firmennetz ausgestattet. Und auch sonst haben die sozialen Medien, wie WhatsApp, einen Vorteil in dieser Situation. Wir konnten uns als Arbeitsgruppe (denn es waren von der Situation 20 Kolleginnen und Kollegen betroffen) sortieren und organisieren. Der Tag lief an, es war ja nicht ungewöhnlich für mich, mal mobil zu arbeiten. Und alle warteten auf das Testergebnis des Kollegen… Zum Abend kam dann der Anruf – er ist positiv getestet und unsere ganze Gruppe inklusive der Führungskräfte kam in häusliche Isolierung. Das Gesundheitsamt rief an und es erfolgte ein Test, der zum Glück negativ für mich war. Leider war dies nicht bei allen so. Also hieß es, die Arbeit auf die wenigen in der Gruppe aufzuteilen. Doch hier erlebt man auch die Solidarität, die zurzeit einem oft begegnet. Alle taten ihr Bestes und zogen an einem Strang. Dies nicht nur in der Gruppe und Abteilung, sondern im gesamten Bereich. Und – ohne Druck!
So richtete ich mich ein auf wenigstens zwei Wochen Arbeit zu Hause. Eine zuerst verlockende Aussicht. Keine Fahrt nach Düsseldorf im morgendlichen Stau. Gemeinsames Frühstück und Mittagessen, soweit dies in häuslicher Isolation möglich war, mit der Familie. Und weitaus mehr als die üblichen 7:36 Stunden Arbeitszeit. Was sollte man auch sonst machen.
Schnell merkt man, wie der Mensch funktioniert. Trotz der einen oder anderen Hiobsbotschaft aus dem Büro blieb man am Ball. War freundlich zu den Kunden, setze sich ein, traf Entscheidungen.
Nach zwei Wochen kam dann die erlösende Botschaft, dass die häusliche Isolation aufgehoben sei. Doch sie hat mich verändert. Plötzlich nicht mehr frei entscheiden zu dürfen, wann man wohin und mit wem gehen kann. Die sich zuspitzende Situation rund um Corona tat ihr Übriges dazu.
Doch nun war die dringende Empfehlung, weiterhin von zu Hause zu arbeiten. Da meine Hauptaufgabe im Bereich der Schulungen und des Coachings liegt, ist dies nun die Chance, größere Vorgänge in Ruhe zu bearbeiten, Schulungsunterlagen zu überarbeiten und neue Coachingansätze zu überlegen. Ungewohnt, aber machbar.
Was jedoch jetzt, nach fast vier Wochen HomeOffice, absolut fehlt, ist der zwischenmenschliche Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen – sei es in Besprechungen, dem gemeinsamen Mittagessen und einem Gespräch in der Kaffeeküche. Videokonferenzen, Telefonate usw. können technisch gute Möglichkeiten der Kommunikation sein, aber der Mensch bleibt dabei ein Stück weit auf der Strecke. Ich bin sicher, die Zeit von Corona wird vieles verändern, wir erleben derzeit, was auch technisch notwendig ist. Es bedeutet für uns aber auch, verantwortlich mit diesen Möglichkeiten umzugehen und sie zu implementieren. Da ich neben meiner beruflichen Tätigkeit auch Mitglied des Betriebsrates bin, sehe ich hier große Verantwortung auf die Arbeitnehmervertretungen, die Gewerkschaften und auch auf uns als Kolping zukommen.