Kolpingwerk traf sich zur Diözesanversammlung in Aachen
Die Atmosphäre wirkte ungewohnt, wenn man einen modernen Tagungssaal erwartet hatte – doch Kolping traf sich zur diesjährigen Diözesanversammlung in der Werkhalle der Prodia in Aachen, einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Trägerschaft des Kolpingwerkes. Rund 60 Vertreter*innen der örtlichen Kolpingsfamilien sowie der Kolpingjugend kamen hier zusammen, um das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und die Weichen für die Zukunft zu stellen.
Gottesdienst „zusammen.glauben.stärken“
Nach dem willkommenen Kaffee zur Begrüßung begann der Tag mit einem Gottesdienst unter der Überschrift „zusammen.glauben.stärken“. Gemeindereferent Michael Kock, seit nunmehr einem Jahr Geistlicher Leiter im Verband, erinnerte an die Worte Jesu: „Alle sollen eins sein“ und leitete daraus den Anspruch an die große Kolping-Familie ab.
Am Ende des Gottesdienstes bat er alle Mitfeiernden, gemeinsam die „Korpus-Kreuze“ zu segnen, die in der Holzwerkstatt der Prodia entstanden sind und zugunsten der Kolping-Stiftung verkauft werden.
Ne bergische Jung mit Witz und Ernst
Der katholische Diakon Willibert Pauels kam als besonderer Gast in seiner Rolle als „Ne bergische Jung“ in die Versammlung und warb mit so mancher Anekdote um eine Leichtigkeit in der Kirche wie in der Gesellschaft. Immer wieder schaffte er es, nach den gekonnt provozierten Lachern Aufmerksamkeit für kritische Denkanstöße zu erlangen. Man muss über sich selbst lachen können – und sollte das dann öfter auch mal tun; so lässt sich eine Quintessenz aus seinem Vortrag ziehen.
Erstaunte Einblicke in die Prodia
Im Anschluss ergriff Mariele Biesemann das Wort. Die Geschäftsführerin der Prodia hieß die Delegierten herzlich willkommen und informierte über die Grundzüge ihrer Einrichtung. 42 Angestellte kümmern sich derzeit in zwei Betriebsstätten in Aachen um 232 Menschen mit psychischer Behinderung, die in der Werkstatt eine Arbeit finden. Eine Führung durch die Räumlichkeiten schloss sich an und sorgte für großes Erstaunen. Die meisten Delegierten konnten sich bisher kaum etwas unter der „Prodia“ vorstellen. Und während die Weberei mit Handwebstühlen am anderen Standort in Aachen-Brand hier leider nicht besichtigt werden konnte, sorgte der Rundgang durch die Schreinerei für leuchtende Augen – ein Duft von frischem Holz lag in der Luft. Dies ist auch der Ort, an dem die Korpus-Kreuze entstanden sind, die zuvor im Gottesdienst gesegnet wurden.
Bundesekretärin erläutert das neue Leitbild
Genau drei Wochen alt war das neue Leitbild von Kolping in Deutschland, dass Alexandra Horster vorstellte. Die Bundessekretärin mit Wurzeln in Aachen überbrachte nicht nur die Grüße des Bundesvorstandes, sondern lieferte einen Einblick in die neue Programmatik des Verbandes. Vieles ist geblieben – und manches ist neu, so Horster. Neue Themen seien ins Leitbild eingezogen und stellen den Verband aktuell und zukunftsfähig vor. Begleitet wird die Einführung des Leitbildes durch eine Kampagne unter der Überschrift „Zusammen sind wir Kolping.“
Alte Kolpingsfamilien geehrt
Besondere Freude kam auf, als Bundessekretärin Alexandra Horster zwei Kolpingsfamilien für besondere Jubiläen auszeichnete. So konnte Michael Thomaßen das Ehrendiplom für 100 Jahre Kolpingsfamilie Odenkirchen in Empfang nehmen, während Rolf und Annegret Giesen die Auszeichnung für das bereits 150-jährige Bestehen ihrer Kolpingsfamilie St. Tönis entgegen nahmen. Im Applaus wird der eine oder die andere Delegierte bestimmt schon über das Alter der eigenen Kolpingsfamilie nachgegrübelt haben…
Nun zu den Regularien
Gestärkt, aber nicht ermüdet, von einer warmen Suppe und guten Gesprächen miteinander begann der zweite Teil des Tages: die der Satzung folgenden Tagesordnungspunkte unter der Moderation von Katharina Laskowski. Zunächst führte Maria Taube, seit 2014 Diözesanvorsitzende des Kolpingwerkes im Bistum Aachen, in den Rechenschaftsbericht des Vorstands ein. Dabei übersah sie nicht die Herausforderungen, die die Corona-Pandemie für die Kolpingsfamilien in den letzten Jahren bedeutete. Sie lenkte das Augenmerk aber vor allem auf neue Initiativen in einigen Kolpingsfamilien und hob die Kolpingsfamilien hervor, die im letzten Jahr den höchsten Mitgliederzuwachs verzeichnen konnten. Diese Liste wird von der Kolpingsfamilie Elmpt im Kreis Viersen angeführt, die 25 neue Mitglieder gewinnen konnten. Das Verdienst gebührt dabei jedoch vorrangig der Werbeaktion der Kolpingjugend beim vergangenen Pfingstzeltlager.
Den Blick auf die Finanzen lenkte Diözesangeschäftsführer Peter Witte, der einen positiven Jahresabschluss 2021 vermelden konnte. Gleichzeitig warb er um Zustiftungen zur Kolping-Stiftung Diözesanverband Aachen „Zukunft-Stifter“, die 2020 ins Leben gerufen wurde.
Wilhelm Struck erstattete im Anschluss Bericht aus dem Beirat, der den Jahresabschluss geprüft und daraufhin die Entlastung des Vorstands vorgeschlagen hatte. Dass diese einstimmig erteilt wurde, war nur noch Formsache.
Erwartungsgemäß mit überwältigender Mehrheit wurde Angela Maurer in den Diözesanvorstand gewählt. Sie war den Meisten nicht unbekannt: Von 2012 bis 2018 war sie bereits als Diözesanleiterin der Kolpingjugend Mitglied des Diözesanvorstands.
Mit einem bunten Reigen an Kurz-Informationen zu den nächsten Veranstaltungen und verbandlichen Hintergründen endete die Versammlung wie sie begann: mit einem willkommenen Kaffee und lockeren Gesprächen.