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Impuls zur Woche

Alles hat seine Zeit (II)

Gestern haben wir Erstkommunion gefeiert. Unsere zwei bildschönen Mädchen hatten endlich „ihren großen Tag“, den sie eigentlich schon im April feiern wollten. Als ich sie abends im Bett gefragt habe, ob der Tag so war, wie sie ihn sich gewünscht hatten, kam ein „Ja“ aus tiefstem Herzen.
Und doch waren für uns Erwachsene die Unterschiede zu letzten Kommunionfeier in der Familie allgegenwärtig. Eine fast leere Kirche, kein Gesang, lange Erklärungen zum koronakonformen Kommunionempfang, keine Menschentrauben vor der Kirche, kein Gratulieren der Familien untereinander und so weiter und so fort.

Dafür war die Freude umso größer, liebe Menschen gesund und in bester Laune wiederzusehen. „Wir waren auch schon lange nicht mehr hier“, sagte der Opa bei der Begrüßung. Ja, das stimmt, und umso schöner ist es, dass ihr jetzt da seid!

Automatisch komme ich ins Grübeln. Was ist wirklich wichtig? Was fehlt mir, und worauf kann ich gerne verzichten?

Erstkommunion bleibt ein Gemeinschafts-Fest. Die Option, als einzelne Familie innerhalb eines „normalen“ Gottesdienstes Erstkommunion zu feiern, kann ich mir nicht vorstellen.

Überhaupt ist die Gemeinschaft wichtig. Das „Leute treffen“ nach dem Gottesdienst, das Ins-Gespräch-kommen, das Gefühl, dazu zu gehören – zu Hause zu sein.

Das Singen hat mir gefehlt. Nicht die „alten Lieder“ aus dem Gotteslob, sondern neue Lieder, stimmige, fröhliche, mit zeitgemäßem Text und schnellem Tempo. Mitmachen im Gottesdienst. Das Mottolied „Jesus unser Leuchtturm“ durften nur die 10 Kommunionkinder mitsingen – man kann sich leicht vorstellen, wie das (nicht) klingt, und dann kam auch noch der Sirenen-Probealarm dazu…

Ungezwungenheit fehlt mir. Bei der Familienfeier war sie nach anfänglicher Zurückhaltung zu spüren, und das tat gut. Aber allgemein fehlt sie noch. Sie fehlt!

Zwei liebe Menschen konnten leider nicht kommen. Aber als kleinen Ersatz haben wir 10 Minuten „Videokonferenz“ gemacht, damit sie wenigstens die Mädchen in ihren Kleidern bewundern und ein bisschen unserer Stimmung aufnehmen können. Diese Art der Kommunikation wäre uns im letzten Jahr noch nicht möglich gewesen. Heute Morgen riefen sie noch einmal an und haben sich herzlich bedankt, dass wir an sie gedacht haben.

„Alles hat seine Zeit“ habe ich am 19. April geschrieben. Damals war nicht die Zeit, um zu feiern. Gestern war sie es! Nicht perfekt, aber nahe dran!

Peter Witte

PS: Meike und Svenja wollen übrigens jetzt Messdienerinnen werden.

(1) Über die „ausgefallene Erstkommunion“ habe ich am 19.04. berichtet.